Bild: Forsa-Umfrage zu Impfnebenwirkungen vom Oktober 2024

Störfaktor Multipolar

Die von unserer Redaktion initiierte Forsa-Umfrage zu Impfnebenwirkungen und unsere Kooperation mit der Neuen Osnabrücker Zeitung haben für Irritationen und Angriffe gesorgt. Zeit für eine Selbstbestimmung und eine Nachricht an diejenigen, die sich durch die Arbeit unseres Magazins gestört fühlen. Außerdem: Wie es zwei anonymen Wikipedia-Nutzern gelang, die (negative) Meinung von Journalisten und Institutionen über Multipolar zu prägen – und was daraus folgt.

REDAKTION, 30. Oktober 2024, 14 Kommentare, PDF

Hinweis: Dieser Beitrag ist auch als Podcast verfügbar.

Dass etablierte Medien über unsere Arbeit berichten, ist für unsere kleine Redaktion eine eher neue Erfahrung. Nach der Gründung von Multipolar im Januar 2020 blieben wir zunächst für lange Zeit unter dem öffentlichen Radar. Zwar unterschied sich unser damaliger Journalismus nicht von unserem heutigen, auch waren die Leserzahlen ähnlich. Doch erst mit der Veröffentlichung der durch uns freigeklagten RKI-Protokolle werden wir nun auch von vielen Etablierten wahrgenommen und dabei als Journalisten erkannt, die stören und die ungeschriebene Regeln brechen.

Diese Regeln sind klar. Man verklagt keine Bundesbehörde, die die „Gesundheit der Menschen schützt“. Im Gegenteil, gerade als Journalist und gerade in einer Gesundheitskrise hat man einer solchen Institution zu helfen und sie gegen Anfeindungen und Kritik abzuschirmen. Das meinen zumindest manche, gar nicht so wenige Kollegen. Man initiiert auch keine Meinungsumfrage, die nach der Verbreitung von Impfnebenwirkungen fragt. So eine Umfrage spielt bloß Querdenkern und der AfD in die Hände. Sie untergräbt das Vertrauen in die Behörden. So etwas macht man nicht. Wie gesagt: ungeschriebene Regeln.

Wir halten solche Überzeugungen für falsch, weil wir die Forderung nach Transparenz und die Suche nach Wahrheit nicht unter den Vorbehalt ihres parteipolitischen Nutzens stellen wollen. Gerade das aber scheint zu stören, ganz erheblich und nachhaltig. Es untergräbt festgelegte Fronten und gängige Feindbilder. Es macht die Auseinandersetzung in den hitzig geführten Debatten unangenehm kompliziert. Besser also, so scheinen manche zu wünschen, das hört schnell wieder auf. Medien wie unseres müssen daher zurückgedrängt werden in ihre Nische, die der Randständigen, der Nörgler, der „Verschwörungstheoretiker“ oder gleich, ganz kurz und kompakt: der „Rechten“. Keinesfalls dürfen solche Medien erfolgreiche Kooperationen mit etablierten Zeitungen eingehen. Keinesfalls auch darf ihre Arbeit Eingang in die großen Debatten finden. Sie müssen draußen bleiben, unbedingt.

Meinungsforschungsinstitute verweigern die Mitarbeit

Auftritt Forsa. Multipolar hatte im Mai bei verschiedenen renommierten Meinungsforschungsinstituten angefragt mit der Bitte um ein Angebot für eine repräsentative Umfrage. Ein Thema wurde bei dieser Anfrage durch uns nicht genannt, es ging uns erst einmal nur um die Abschätzung der Kosten einer solchen Untersuchung. Die angefragten Insitute lehnten allerdings ab (Infratest dimap) oder ignorierten die Anfrage ganz einfach (Allensbach, Insa und Forsa).

Wir fanden Partner. Nachdem Multipolar später, im September, gemeinsam mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) eine Umfrage unter anderem zur Verbreitung von Corona-Impfnebenwirkungen konzipiert hatte und die NOZ diese Umfrage dann bei Forsa beauftragte, erhielt Multipolar wenige Stunden nach Veröffentlichung der Ergebnisse eine anwaltliche Abmahnung von Forsa. Wir durften nicht behaupten, die Umfrage gemeinsam mit der NOZ „beauftragt“ zu haben. Offenbar sah Forsa eine solche Behauptung als rufschädigend an. In der vergangenen Woche erklärte Forsa-Geschäftsführer Thorsten Thierhoff dazu gegenüber der „taz“ sehr deutlich, man arbeite „grundsätzlich nicht für Verschwörungstheoretiker, Rechtsradikale oder extremistische Institutionen“. Da keine dieser Zuschreibungen auf Multipolar zutrifft, stellt sich die Frage, was Forsa veranlasst, dies dennoch zu glauben.

Auftritt Wikipedia. Am 26. März 2024, wenige Tage nachdem wir die RKI-Protokolle veröffentlicht hatten, wurde auf Wikipedia erstmals ein – zunächst noch wohlwollender – Eintrag zu unserem Magazin angelegt. Schon am Folgetag ergänzte dort Nutzer „Phi“, Multipolar werde von einem einzelnen Wissenschaftler unter den „klassischen verschwörungstheoretischen Alternativmedien“ eingereiht. Einen Tag später, am 28. März, wurde diese Information von Nutzer „ElLutzo“ in den Einleitungsabsatz gehoben. Dort steht seither mit dem Nimbus einer bestätigten Wahrheit: „Das Online-Magazin wird zu den verschwörungstheoretischen Alternativmedien gerechnet.“ Jeder der nach Multipolar googelt, sieht diese Information nach wenigen Sekunden. Weitere Recherchen: überflüssig.

Karriere eines Stichpunktzettels

Auftritt Markus Linden. Einen Politikwissenschaftler diesen Namens gibt Wikipedia als Quelle für die Behauptung an, genauer gesagt: einen Stichpunktzettel – oder vornehmer: eine Vortragsfolie – von Markus Linden, angefertigt von ihm als Gedächtnisstütze für einen Online-Vortrag im Jahr 2021. Auf diesem Papier – keine wissenschaftliche Arbeit, kein Vortragsmanuskript, sondern eben ein Blatt mit Stichpunkten – heißt es:

Verschwörungsmythen – Zur politischen Relevanz von Desinformation und Widerstandspropaganda (...)
4. Akteure heute: Wer verbreitet das? (…)
3.1 Wirre - Eva Herman, Attila Hildmann, Xavier Naidoo
3.2 Klassische verschwörungstheoretische Alternativmedien - KenFM (apolut), Compact, Rubikon, Multipolar (Ulrich Teusch, Paul Schreyer), Daniele Ganser
3.3 Newcomer - „Demokratischer Widerstand“, „Querdenken“, „Die Basis“

Einmal ganz außen vor gelassen, dass dieser Wissenschaftler grundlegende Probleme mit dem Zählen zu haben scheint (die Unterpunkte 3.1 bis 3.4 – die in seinem Papier sämtlich doppelt existieren – sind bei Punkt 4 einsortiert, auf diesen folgt unmittelbar Punkt 6, was zumindest für eine gewisse Schlampigkeit spricht), wird Multipolar in dem Papier, bis auf die einmalige Nennung, gar nicht weiter erwähnt. Es fehlt damit jede Erläuterung oder Argumentation zu der kontroversen Zuschreibung. Vom Vortrag selbst existiert öffentlich kein Manuskript oder Mitschnitt. Linden selbst ist bekannt für seine mit Regierungsmitteln geförderten negativen Arbeiten zu oppositionellen Medien („Projekt Gegneranalyse“). Telepolis bezeichnete ihn vor einem Jahr spöttisch als „Indizienbeweisführungvermutungskritiker“ und erklärte, Linden arbeite sich „gegen Honorar offenbar gerne“ an regierungskritischen Medien ab und kompensiere „seinen Mangel an Analyse und wissenschaftlichen Erkenntnissen durch Ideologisierung“.

Wikipedia reicht das dennoch. Forsa auch. Und vielen anderen, die Recherche mit einer 30-sekündigen Googlesuche verwechseln, ebenfalls. Zu einem ernsthaften Problem wird das dann, wenn auf Basis von solchen unbelegten abwertenden Behauptungen oppositionellen Medien verwehrt wird, eine Meinungsumfrage in Auftrag zu geben, die vielleicht zu Ergebnissen kommen könnte, die der Regierung nicht gefallen.

Forsa-Geschäftsführer Thorsten Thierhoff erklärt nun, man habe die Multipolar-Anfrage ignoriert, „da wir Zweifel hatten, ob deren Redaktion unsere Umfrageergebnisse redaktionell sorgfältig verarbeitet und wiedergibt“. Und weiter: „Die Kernaussagen der Umfragen sind insbesondere in Multipolar aus unserer Sicht in unzulässiger Weise verkürzt dargestellt worden. Die Wiedergabe stellt teilweise eine sehr freie Interpretation der Ergebnisse dar.“ Beides ist falsch. Multipolar hat in seinem Bericht sämtliche Zahlen und Grafiken, die Forsa zur Umfrage lieferte, vollständig veröffentlicht. „Verkürzt“ wurde nichts, „frei interpretiert“ auch nicht. Warum stellt Forsa das also falsch dar?

Schaden für die Gesellschaft

Wenn klar wird, dass Medien wie Multipolar keine Umfragen beauftragen dürfen, weil sie regierungskritischen Journalismus betreiben, dann hat letztlich nicht Multipolar ein Problem, sondern Forsa und viele andere: nicht zuletzt die Gesellschaft insgesamt, die bestimmte Umfrageergebnisse dann nicht erfährt. Denn etablierte Medien haben, zumindest unseres Wissens nach, bislang nie eine Umfrage mit einer solchen Fragestellung zu Impfnebenwirkungen in Auftrag gegeben. Sie haben nun, bis auf wenige Ausnahmen (Berliner Zeitung, Cicero), auch nicht über die Umfrage berichtet. Man schweigt die Ergebnisse (19 Prozent der Geimpften berichten Nebenwirkungen) tot. Wo sie dennoch erwähnt sind, werden sie pauschal als unglaubwürdig abgelehnt.

Auftritt Übermedien. Dieses Online-Magazin, gern gelesen von Journalisten, spricht in seinem Newsletter, spürbar angewidert, von einem „besonders ärgerlichen Fall von Umfragen-Missbrauch“, ärgerlich „vor allem, weil sich die NOZ einen überraschenden publizistischen Partner für die Umfrage an Bord geholt hat, der in seiner Berichterstattung noch mal einen Schritt weiterging – in die falsche Richtung, versteht sich“. Im Übermedien-Beitrag finden sich dazu allerdings keine Belege. Bemängelt wird lediglich, dass Aussagen der Befragten zu eigenen Nebenwirkungen generell nicht verlässlich seien: „aus einem subjektiven Empfinden wird ein Fakt gemacht“.

Abgesehen davon, dass so reale Erlebnisse zu subjektiven Gefühlen degradiert werden – fragwürdig genug –, lässt der schulmeisterlich formulierte Beitrag etwas Wesentliches unter den Tisch fallen: Auch beim Paul-Ehrlich-Institut können Betroffene ohne einen Arzt Nebenwirkungen melden – diese Meldungen fließen in die offizielle Statistik mit ein. Nach der Übermedien-Logik wäre demnach auch die amtliche Statistik wertlos. Ebenso verschweigt Übermedien, dass bei vier Prozent der Befragten nach eigener Aussage ein Arzt die Impfnebenwirkung bestätigte – ein Wert, der um ein Vielfaches über den offiziellen Zahlen liegt und der dem Argument eines lediglich „subjektiven Empfindens“ den Boden entzieht.

Was bleibt also? Heiße Luft und ein großer Unwillen. Multipolar sei ein „von vielen als eher halbseiden eingestuftes Magazin“, so der Übermedien-Autor, der seinen Lesern damit ein unbelegtes Geraune präsentiert, das in seriösen Medien keinen Platz haben sollte.

Kooperation macht nervös

Deutlich wird auch: Die Kooperation mit einer etablierten Zeitung führt erkennbar zu Nervosität. Nicht nur Übermedien, auch die „taz“ berichtete ausführlich über diesen Aspekt. Hier wachse „zusammen, was nicht zusammengehört“, so die Zeitung, die sich in den derzeitigen gesellschaftlichen Schützengräben offenbar fest eingerichtet hat. Die Zusammenarbeit von NOZ und Multipolar sei „heikel“. Warum? Auch der „taz“-Autor kann Wikipedia googeln und weiß, dass Markus Linden uns erwähnt hat, auf seinem falsch nummerierten Stichpunktzettel. Er zitiert den Zettel. Das muss reichen, erneut. Denn mehr ist nun mal einfach nicht zu finden.

Dass Multipolar stört, zeigt sich auch anderswo. Nicht nur beim jüngsten Angriff der Landesmedienanstalt NRW, die einen Beeinflussungsversuch auf unsere Berichterstattung unternahm, dessen Ausgang noch offen ist. Auch das normale journalistische Geschäft ist erschwert. So lehnten es bereits mehrere große Verlage ab, uns die Veröffentlichung von Buchauszügen zu genehmigen. Das ist sonst Routine. Verlage informieren über Neuerscheinungen und wenn uns etwas interessiert, schickt uns der Verlag ein Exemplar und wir vereinbaren gemeinsam einen Auszug – ohne finanziellen Ausgleich, denn bezahlte Werbung ist auf Multipolar ausgeschlossen. Doch offenbar haben inzwischen auch einige Verlagsverantwortliche unseren Wikipedia-Eintrag entdeckt – oder sind anders in Kontakt mit den oben beschriebenen Negativetiketten gekommen.

Googelt man Multipolar, präsentiert die Suchfunktion Autocomplete in einer Liste die Suchvorschläge: „Multipolar rechts“ und „Multipolar Magazin AfD“. Klickt man darauf, erscheint nichts, was irgendeine Verbindung belegen würde – wie auch, da es keine gibt –, aber der Eindruck bleibt hängen: „Wenn Google eine Verbindung vorschlägt, wird wohl auch etwas dran sein“. Erschreckend viele Menschen, die über Medienkompetenz verfügen sollten, lassen sich so täuschen, anstatt die behaupteten Verbindungen durch einen Klick selbst zu überprüfen.

Wikipedia: Langer Atem nötig

Was hilft? Mit Blick auf Wikipedia nützt es wenig, sich über die Institution als solche zu empören. In Wikipedia wirken Menschen, die teils in Gruppen aktiv sind und auch gemeinsam bestimmte Sichtweisen vorantreiben. Das ist normal und dort nicht anders als überall sonst in der Gesellschaft. Wer dennoch den Eindruck gewinnt, dass es Foul Play bei einem Wikipedia-Artikel gibt, dass Wesentliches immer wieder gelöscht und Unwesentliches immer wieder aufgebauscht wird, der muss sich – mühsam, zeitraubend – selbst einbringen, am besten nicht allein und am besten auf Dauer. Einfache Änderungsversuche Einzelner werden von den dort derzeit vorherrschenden Einflussgruppen rabiat abgebügelt. Es braucht einen langen Atem und Verbündete.

Für den Wikipedia-Artikel relevant könnte es etwa sein, dass die international tätige Medienbewertungsplattform Newsguard, deren Interessenkonflikte wir in der Vergangenheit scharf kritisiert hatten und die nicht im Verdacht steht, besondere Sympathien für uns zu hegen, Multipolar in einer Bewertung 2023 attestierte, unser Magazin sei „größtenteils glaubwürdig“ und entspreche „weitgehend den grundlegenden Standards der Glaubwürdigkeit und Transparenz.“

Relevant könnte es auch sein, dass in der Berliner Zeitung in diesem Jahr der Publizist und Philosoph Michael Andrick vorschlug, uns für die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes zu nominieren, für unsere „Verdienste um die Kontrolle der Regierung“, da wir durch die Veröffentlichung der RKI-Protokolle „eine kollektive Selbstbesinnung“ angestoßen hätten. Dies war unmittelbar nach Erscheinen des Textes in der Berliner Zeitung übrigens auch schon einmal Teil des Wikipedia-Artikels, wurde aber vom bereits erwähnten Nutzer „Phi“ nach wenigen Minuten (!) wieder entfernt. Begründung: Es handle sich um eine „irrelevante Einzelstimme“. Ein Argument, das beim ebenfalls erwähnten Markus Linden offenbar weniger ins Gewicht fiel.

Realität kann auf Dauer nicht verdeckt werden

Multipolar selbst ist nicht aktiv auf Wikipedia. Wir beteiligen uns nicht an der Editierung des Eintrags über uns. Wir haben entschieden, unsere knappe Zeit allein für unsere redaktionelle Arbeit zu nutzen. Die aber machen wir gern und hoffentlich noch lange mit Freude. In diesem Sinne wollen wir auch zukünftig recherchieren, informieren und „stören“.

Wir appellieren dabei auch an die Kollegen der größeren etablierten Medien, sich der recherchierenden Neugier bei relevanten Themen zuzuwenden, anstatt regierungskritische Kollegen anzugreifen. Die Auftraggeber einer unangenehmen Umfrage sind weit weniger interessant, als die Ergebnisse der Umfrage. Diese spiegelt die ungeschminkte Realität wider, die auf Dauer nicht verdeckt werden kann. Das Interesse, gesellschaftliche und politische Vorgänge verstehen zu wollen, sollte zur journalistischen Berufseinstellung gehören – auch wenn man Regierungen und Behörden damit stört.

Titelgrafik: Forsa-Umfrage zu Impfnebenwirkungen vom Oktober 2024

Diskussion

14 Kommentare
EDGAR, 31. Oktober 2024, 03:00 UHR

FreeWiki | Eine andere Perspektive:
Seite »Multipolar«: https://www.freewiki.eu/de/index.php?title=Multipolar
Seite »Wikipedia«: https://www.freewiki.eu/de/index.php?title=Wikipedia

GUTEN MUTES, 31. Oktober 2024, 08:35 UHR

Ich habe gelesen, dass Wikipedia deutlich hierarchischer organisiert ist, als es von außen scheint... und besonders bei politischen Themen "von oben" redigiert... regierungskritische Menschen und Medien werden systematisch in extrem verunglimpfender Weise dargestellt...Ich finde gut, wenn Sie Ihre Energie trotzdem für Multipolar einsetzen... Wir leben in schweren Zeiten... und ich bin immer wieder dankbar für die Existenz von Multipolar....und Ihren unermüdlichen Einsatz dafür den Menschen weniger rezipierte Informationen und Reflexionen zur Verfügung zu stellen. Bleiben Sie, wie Sie sind!

MICHAEL MEYEN, 31. Oktober 2024, 10:25 UHR

Für den Einstieg in die mafiöse Welt des Online-"Lexikons" immer noch gut: "Die dunkle Seite der Wikipedia", ein Film von Markus Fiedler (2015), der die Dinge ja in seiner Wikihausen-Sendung regelmäßig weitertreibt. Wer lieber liest: Es gibt zwei "Schwarzbücher Wikipedia" von Andreas Mäckler. Zusammengefasst: Wir haben hier einen Stützpfeiler von Wahrheitsregime und Cancel Culture, den nur Aufklärung zerbröseln kann und nicht der Kampf um einzelne Einträge. Insofern sinnvoll und gut, dass Multipolar sich aus solchen Scharmützeln heraushält.

PAUL SCHREYER, 1. November 2024, 10:55 UHR

Klar, Aufklärung tut not. Ich würde sagen, diese Aufklärung gelingt aber auch über den Kampf um einzelne Beiträge. Vielleicht sind diese „Scharmützel“ sogar deren notwendiger Teil. Wikpedia ist in der Konzeption erst mal eine demokratische Institution, jeder kann sich beteiligen und bei intensiver Beteiligung auch zur Wahl stellen für höhere Funktionen. Seilschaften sind dort natürlich ebenso unterwegs, wie auf gesellschaftlicher Ebene in den Parteien und Parlamenten auch. Aber ebenso wie letztere würde ich Wikipedia nicht aufgeben wollen, sondern nachdrücklich eine demokratische Wiederbelebung anregen. Und die geht nicht ohne aktive, dauerhafte Beteiligung vieler Menschen.

MATTHIAS, 5. November 2024, 11:30 UHR

Lieber Paul Schreyer, das Problem bei Wikipedia ist der unbedingte Machtanspruch der Seilschaften. Neue Mitarbeiter werfen oft das Handtuch, weil sie merken, dass sie gegen die Seilschaften keine Chance haben. Denn es gilt das Prinzip "Masse statt Klasse". Sprich: sobald eine Gruppe groß genug ist, um eine bestimmte Interpretation durchzusetzen, spielen Sachargumente nur noch eine untergeordnete Rolle. Ein Hauptgrund sind die Wikipedia-Regeln zum Umgang mit Quellen: Produkte der Leitmedien werden generell als zuverlässig betrachtet. Artikel wissenschaftlicher Art können abgelehnt werden, wenn ein "falscher" Benutzer sie einbringt.

Der Wikipedia-Autor "Feliks", dessen Klarname aufgedeckt werden konnte, geht immer wieder gegen Personen vor, die Kritik an Wikipedia üben. Er macht das nicht nur, indem er gerichtliche Verfahren anstrengt, sondern auch durch denunziatorische Briefe an vorgesetzte Stellen der betreffenden Personen. Juristische Misserfolge können ihn nicht davon abhalten, und er genießt die volle Unterstützung der Wikipedia-Seilschaft.

MR. ZWEIG, 5. November 2024, 19:20 UHR

Ich habe vor einigen Monaten versucht, in der Wikipedia einige Bearbeitungen an dem Artikel Multipolar-Magazin und Paul Schreyer vorzunehmen, wurde jedoch nach kurzer Zeit gesperrt, der Grund für meine Sperrung war ein angeblicher Verstoß gegen "NPOV", also den neutralen Standpunkt, den ich bei Bearbeitungen am Artikel um die RKI-Protokolle nicht eingehalten hätte. Ich habe darum gebeten, dies näher zu erläutern und mit einigen Wikipedianern darüber diskutiert, was aber für manche Admins, die in solchen Fällen gern eher zu früh als zu spät am Sperr-Knopf sind, nicht relevant war. Hier sind vermutlich die von anderen Kommentatoren schon angesprochenen Seilschaften der Hintergrund.

Ich habe mich dafür eingesetzt, dass die genannten Artikel etwas ausgewogener werden, was natürlich dann als einseitig und nicht neutral gewertet wird, als seien die üblichen Verdächtigen Editierer wie Phi und andere besonders für Neutralität bekannt. Das brauche ich aber nicht zu erzählen, spätestens seit der Arbeit von Markus Fiedler und Dirk Pohlmann sind die Mechanismen der Wikipedia ja nun hinlänglich bekannt. Es war trotzdem schon überraschend, selbst festzustellen, wie das dort abläuft. Auf den Diskussionsseiten dürfen "Covidiot", "Schwurbler" und andere Diffamierungen und Diskriminierungen abgeben werden und die Autoren solcher Kommentare sind aufgrund ihrer 70.000 WP-Edits für die WP-Admins eher im recht, als Leute mit einigen Hundert Edits, auch solche Begründungen für Account-/Artikel-Sperren, etc. habe ich schon persönlich erlebt, es sei ja unwahrscheinlich, dass XY unrecht habe, denn ich hätte ja nur ein paar Hundert Edits und XY seien Stamm-Wikipedianer mit Zehntausenden Edits.

In der Serie "Neues aus Wikihausen" (wikihausen.de) werden diese Mechanismen von Markus Fiedler und Dirk Pohlmann regelmäßig aufgedeckt. Dies am eigenen Leib zu erfahren, war interessant. Ich stimme der Sichtweise zu, dass man die Wikipedia nicht aufgeben sollte. Wenn sich mehr kritisch denkende Menschen dort beteiligen, auch auf den Diskussionsseiten der Artikel, ist es durchaus möglich, etwas am Status Quo der Wikipedia zu verändern. Es sind nämlich immer nur kleine Gruppen von angestammten WP-Editierern, die die Versuche, eine neutralere Formulierung und Darstellung von Sachverhalten zu bewirken (und nicht 100% NATO- oder regierungskonform) überstimmen. Es braucht auf jeden Fall Verstärkung von eloquenten diskussionswilligen Wikipedia-Editierern.

SE, 7. November 2024, 08:55 UHR

"Masse statt Klasse" ist das entscheidende, ausschlaggebende Problem hier: das wird als Waffe verwendet, weil es eine absolut erfolgreiche Waffe ist. Benutzung ist einfach zu erlernen und es gibt kein (wirksames) Gegenmittel.

Was anderes spielen Propagandisten nicht, egal ob in Presse oder Wikipedia oder persönlichem "Gespräch". Sie können nicht anders, weil Propaganda darauf basiert und in dieser Konsequenz erst seine psychologische Wirkung entfaltet.

Wer als Kind aufschnappt mit Totschlagargumenten (Wiederholung des Falschen in variierter Formulierung) durchzukommen, wird das wahrscheinlich sein Leben lang nicht abstellen, sondern perfektionieren: es wird zu seiner geistigen Überlebens- und Durchsetzungsstrategie.

Systemische Dysfunktion bei Medien, Presse, ... Wikipedia ... aber auch Software und Technologie allgemein ... Wirtschaft ... Gesellschaft ... ist das unvermeidbare Ergebnis.

Jedem Mensch mit geistigem Anspruch wird "Masse" langweilig und er kapituliert früher oder später ob der inneren Frustration, die ewige, aufgezwungene Wiederholung mit sich bringt. Es gibt ja nichts neues, nichts wirklich interessantes. Massenproduzenten haben dieses Problem nicht - sie merken gar nicht, dass das ein Problem ist.

AXEL R. KLEIN, 31. Oktober 2024, 13:55 UHR

Sehr geehrte Redaktion,

wenn Sie stören, haben Sie wohl alles richtig gemacht. Nur die positive Bewertung von Newsguard gibt mir zu denken... Spaß beiseite, natürlich sind Umfragen hauptsächlich Manipulationswerkzeuge. Eine Bewertung von Umfrageergebnissen, die die Produzenten als "repräsentativ" deklarieren, ist leider nur möglich, wenn das Umfrageinstitut veröffentlicht, wie viele potenziell Befragbare kontaktiert werden mussten, um mehr als 1000 Interviews zu führen.

Ob die NOZ das wiederholt, hängt vermutlich davon ab, wie die Klickzahlenentwicklung am Tage der Veröffentlichung und danach war. Dass sie sich darauf eingelassen hat, spricht für die Wirkung der bisherigen "Zusammenarbeit" mit Multipolar. Sie wollen vermutlich diesen Kundenkreis nicht der Berliner Zeitung und dem Nordkurier überlassen.

Übrigens können Sie gerne ein Infoblatt "Multipolar" als Druckvorlage entwerfen, um mittels Zitaten neugierig auf die per QR-Codes verlinkten, herausragenden Multipolar-Artikel zu machen. Auch ein Jahrbuch in gedruckter Form mit Artikeln, die in einer Leserumfrage zu ermitteln wären, hielte ich für wünschenswert.

Schönen Reformationstag!
Axel Klein

SIGRID PETERSEN, 31. Oktober 2024, 17:00 UHR

Die im Artikel beschriebenen Regeln, denen sich nicht nur einzelne Journalisten, ja vornehmlich sämtliche öffentliche wie auch private (mainstream-)Medien unterwerfen, sind m.E. nicht einfach nur falsch. Sie beschreiben genau das, was zu den Merkmalen des „Invertierten Totalitarismus“ gehört, nämlich „die Aufhebung der Gewaltenkontrolle durch eine übergeordnete Integration der Gewalten mithilfe der Integration von Medien, Universitäten und Großkonzernen durch personelle und institutionelle Vernetzung“ (Wikipedia itself). Wir können uns tagtäglich darüber ärgern, wundern brauchen wir uns nicht mehr, aber beschreiben und anklagen müssen wir es immer wieder! Und vor allem nicht (selbst) unterordnen. Dieses gilt sowohl für die Neuen Medien (danke: Multipolar) als auch für Privatmenschen.

DAVID, 31. Oktober 2024, 19:45 UHR

Liebe Multipolar-Redaktion,

bitte „stören“ Sie weiter! Das ist auch meiner Ansicht nach das, was Journalismus ausmacht! Neben einigen Ausnahmen, ist das in unserer heutigen Presselandschaft eher selten und ich wünsche mir, dass Sie weiterhin den Finger in die offenen Wunden legen! Nur das wird einer kritischen Gesellschaft gerecht. Nur das erzeugt Kompetenz und informiert den Leser. Bitte „stören“ Sie weiter!

RALLE, 1. November 2024, 13:30 UHR

Was man über Wikipedia wissen muss: https://swprs.org/propaganda-in-der-wikipedia/
Wikipedia mag als Wissensquelle für naturwissenschaftliche oder historische Informationen noch bedingt tauglich sein (solange keine politischen Aspekte tangiert werden), ansonsten einfach nur Finger weg. Es ist durch und durch zu einem Propagandainstrument verkommen und verbreitet Desinformationen sowie Hass und Hetze gegenüber Andersdenkenden.. Mir tut jeder Cent leid, den ich denen früher gespendet habe. Den Begriff „Verschwörungstheoretiker“ sollte man umdeuten in Hellseher.

Was man über Google wissen sollte: Eine Suchmaschine, die gezielt auf gewünschte Ergebnisse lenkt (teilweise bezahlt, teilweise aus politischen Gründen). Besser, man nutzt Alternativen, wie: https://metager.de/ oder https://gibiru.com/ oder auch Brave (Browser, der eine gelungene FireFox-Alternative mit eigener Suchmaschine ist)
https://brave.com/de/

https://duckduckgo.com/ und https://www.startpage.com/ sind nicht geeignet, da erstere nur auf Microsofts Bing und letztere auf Google zurückgreift, somit gelenkte und keine relevanten Suchergebnisse liefert.

Viel Erfolg in Ihrem Kampf für die Wahrheit.

STRESSTEST, 1. November 2024, 18:15 UHR

"Bemängelt wird lediglich, dass Aussagen der Befragten zu eigenen Nebenwirkungen generell nicht verlässlich seien: „aus einem subjektiven Empfinden wird ein Fakt gemacht“."

Und wie verlässlich sind Aussagen dieser Befragten?

"Die Ergebnisse der Langzeitstudie "Journalismus und Demokratie" 2024 der TU Dortmund ergaben, dass 41 Prozent der befragten Journalisten in Deutschland den Grünen nahestehen."

https://www.oe24.at/welt/mehr-als-40-prozent-der-journalisten-stehen-gruene-nahe/610882124

Weitere 16 % SPD, CDU 8 %, Linke 6 %, FDP 3 %, BSW 1 %, anderen Parteien 2 %. Insgesamt 77 %. Wie wird eigentlich Gesinnungsjournalismus definiert?

JÜRGEN MÜLLER, 3. November 2024, 13:00 UHR

Genau 1x am Tag und ausschließlich von Mo-Fr. Allein diese Missachtung der marktwirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten, vielleicht ist diese Empathie, dieses Reindenken in deren Bedürfnisse, dieser Respekt vor dem Leser, vielleicht ist diese Verweigerungshaltung, dieses "Ich mach da nicht mit !" beim Klauen im Kampf um deren begrenzte Ressourcen, vielleicht ist dieser wohlüberlegte Ausdruck von Ernsthaftigkeit, die in der Themensetzung dann ihre logische Fortsetzung erfährt, vielleicht ist dieses Alleinstellungsmerkmal allein schon Provokation genug, um den Hass der etablierten "Medienanstalten" zu erklären, erinnert es sie doch daran, dass bei ihnen Übergriffigkeit zum Programm und Wesenskern gehört.

MR. ZWEIG, 12. November 2024, 04:10 UHR

You can't change the world // But you can change the facts // And when you change the facts // You change points of view // If you change points of view // You may change a vote // And when you change a vote // You may change the world

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