Zweifel an Wirksamkeit des Impfstoffs: Ministerium weicht aus, Medien schweigen
PAUL SCHREYER, 22. Januar 2021, 7 KommentareHinweis: Dieser Beitrag ist auch als Podcast verfügbar.
Wie von Multipolar bereits berichtet, ist laut dem am 8. Januar vom RKI veröffentlichten 74-seitigen Papier die Wirksamkeit des Impfstoffs in der Altersgruppe ab 75 Jahre „nicht mehr statistisch signifikant“ schätzbar und „mit hoher Unsicherheit behaftet“. Die Qualität der Daten ist demnach, bezogen auf einen Nachweis der Verhinderung einer schweren Erkrankung, „sehr gering“ – und das über alle Altersgruppen hinweg. (PDF, S. 33)
Der Journalist Boris Reitschuster griff die von Multipolar zusammengetragenen Erkenntnisse am Mittwoch auf und befragte dazu auf der Bundespressekonferenz auch den Sprecher des Gesundheitsministeriums Sebastian Gülde. Dieser erklärte dabei lediglich (hier als Video), eine Impfeffektivität sei im RKI-Papier „ausgewiesen“. Das ist formal unstrittig, erklärt aber in keiner Weise die Aussagen aus dem Papier zur mangelnden Beweisqualität der Daten – sowie die Position der Regierung dazu.
Multipolar sandte am Mittwoch eine schriftliche Anfrage dazu an das Ministerium:
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Inwieweit hält es die Bundesregierung für vertretbar, einen Impfstoff an eine Bevölkerungsgruppe auszureichen, dessen Wirksamkeit für diese Gruppe in der Studie zwar rechnerisch ausgewiesen, laut RKI aber „nicht mehr statistisch signifikant“ schätzbar, „mit hoher Unsicherheit behaftet“ und von „geringer Evidenzqualität“ ist?
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Warum werden diese (gravierenden) Einschätzungen des RKI nicht im Rahmen einer Pressekonferenz sowie in Medienauftritten des Ministers öffentlich gemacht?
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Laut dem RKI-Papier liegt die Effektivität des Biontech-Impfstoffs, eine schwere Covid-19-Erkrankung zu verhindern, über alle Altersgruppen gerechnet, lediglich bei 75 %, wobei die Schwankungsbreite des Messfehlers („Konfidenzintervall“) aufgrund einer ungewöhnlich niedrigen Zahl der Infizierten in beiden Studienhälften (Impfstoff- / Placebo-Gruppe) von eins (!) und vier (!) mit -152,6 bis +99,5 % ausgewiesen wird – die Zahl also in keiner Weise belastbar ist. Warum werden auch diese Zahlen nicht in gebotenem Maße öffentlich kommuniziert und inwieweit rechtfertigen sie aus Sicht der Regierung eine flächendeckende Ausreichung dieses Impfstoffes an die Bevölkerung?
Nach mehrfachen telefonischen Versuchen erreichte Multipolar am Freitagnachmittag eine Sprecherin des Ministeriums. Diese erklärte, man habe die schriftliche Anfrage erhalten, eine Antwort könne sich aber verzögern. Ein konkreter Termin wurde nicht in Aussicht gestellt. Auf weitere inhaltliche Nachfragen hin legte die Sprecherin mitten im Telefonat auf. Die Pressestelle war unmittelbar darauf zunächst telefonisch nicht mehr erreichbar.
Im Laufe des Nachmittags meldete sich dann Ministeriumssprecher Sebastian Gülde schriftlich und teilte mit: „Aus der Tatsache, dass nicht alle Altersgruppen in gleich hoher Zahl in die klinischen Prüfungen eingeschlossen worden sind, kann nicht abgeleitet werden, dass der Impfstoff nicht wirken würde“ – was so allerdings auch nicht behauptet worden war. Die konkreten Fragen beantwortete der Sprecher von Jens Spahn nicht, sondern schrieb abschließend lediglich, die „konkrete Formulierung der Zulassung seitens der EMA sowie der STIKO-Empfehlung zu weiteren Impfstoffen“ bleibe „abzuwarten“.
Auf seiner Webseite teilt das Ministerium aktuell mit:
„Mit der Informationskampagne 'Deutschland krempelt die #Ärmelhoch' wird ab sofort noch umfassender über die Corona-Schutzimpfung informiert. Dazu gehören Videoclips, Plakate, Anzeigen und Radiospots. In der ersten Phase der Impfungen geht es zunächst um diejenigen Menschen, die am dringendsten geschützt werden müssen.“
In einem dieser Werbespots der Regierung heißt es:
„Jetzt haben wir auch einen wirksamen Impfstoff.“
Auf die „sehr geringe“ Qualität des Nachweises für eine Wirksamkeit des Impfstoffs, eine schwere Erkrankung zu verhindern, wird in den Informationsangeboten der Regierung für die breite Öffentlichkeit nicht hingewiesen. Die großen Medien schweigen bislang ebenfalls dazu. Auch angesichts der ebenfalls im RKI-Papier dokumentierten, teils schweren Nebenwirkungen (1) ist das skandalös.
Anmerkungen:
(1) In der geimpften Gruppe von Biontech (etwa 20.000 Personen) kam es demnach zu einer Reihe von schweren Nebenwirkungen (S. 31 des Dokuments), die in vier Fällen als „impfstoffbezogen“ bezeichnet werden, darunter eine Herzrhythmusstörung. In vier weiteren Fällen, die als „möglicherweise durch die Impfung verursacht“ gewertet werden, traten Gesichtslähmungen auf, die laut Studie „vorübergehend“ („transient“) waren und in einem Fall erst mehr als sechs Wochen nach der Verabreichung der zweiten Impfstoffdosis auftraten.
Leseempfehlung dazu:
- Pfizer and Moderna’s “95% effective” vaccines – we need more details and the raw data (Peter Doshi, The BMJ, 4.1.2021)
- Impfstoff: Betrug im Kleingedruckten? (Zacharias Fögen, Reitschuster.de, 26.12.2020)
Weitere Artikel zum Thema bei Multipolar:
- RKI räumt ein: Geringe Evidenz für eine Wirksamkeit der Impfung bei alten Menschen (Paul Schreyer, 19.1.2021)
- Die Impfaktion: Nutzen für wenige, Schaden für viele (Wolfgang Wodarg, 6.11.2020)
- Faktencheck: Sorgt die Grippeschutzimpfung für eine Entlastung bei Covid-19? (Oliver Märtens, 29.9..2020)
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