Bundesnachrichtendienst geht seit 2020 von Laborursprung des Coronavirus aus
12. März 2025Der Bundesnachrichtendienst (BND) ging Medienberichten zufolge bereits im Jahr 2020 davon aus, dass das Virus SARS-CoV-2 aus dem Hochsicherheitslabor der chinesischen Stadt Wuhan stammt. Doch sei der deutsche Auslandsgeheimdienst sowohl von der damals amtierenden als auch der nachfolgenden Bundesregierung hierüber zum Schweigen verpflichtet worden. In einem am Mittwoch (12. März) von den Tageszeitungen „Zeit“ und „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) parallel veröffentlichten Bericht (archivierte Version) hierzu heißt es: Agenten des deutschen Auslandsnachrichtendienstes hätten im Jahr 2020 in Wuhan „unveröffentlichte Daten sowie interne Papiere chinesischer Forscher“ beschafft. Nach Auswertung der Informationen stufte die verantwortliche Fachabteilung des BND die Laborherkunft des neuartigen Coronavirus als „wahrscheinlich“ ein. (80 bis 95 Prozent) Demnach ging der BND von einem „Unfall“ im Labor für Virologie in Wuhan aus.
BND-Präsident Bruno Kahl habe sowohl Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als auch Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) und den für Nachrichtendienste zuständigen Staatssekretär Johannes Geismann über die Lageeinschätzung informiert. Dies sei im Jahr 2020 geschehen – einen genaueren Zeitpunkt nennen „Zeit“ und „SZ“ nicht. Keine der genannten Personen wollte sich den beiden Medien zufolge aktuell zum Thema äußern. Unter „Merkels Leuten“ habe Skepsis gegenüber der BND-Analyse vorgeherrscht – vor allem da die Virusherkunft zum damaligen Zeitpunkt zu einer „politischen Glaubensfrage“ geworden war, heißt es in den Zeitungsberichten. US-Präsident Donald Trump habe damals erklärt, die Laborthese sei „so gut wie bewiesen“. Merkel und Braun hätten daraufhin entschieden, die Informationen des BND geheim zu halten. Weder Bundestag noch Weltgesundheitsorganisation (WHO) seien informiert worden. Die Analyse sei „seit mittlerweile fünf Jahren“ unter Verschluss, heißt es im gemeinsamen Artikel der Autoren Georg Mascolo und Holger Stark. Es handele sich bis heute um „das wohl bestgehütete Geheimnis von Berlin“.
Der Amtsantritt von Olaf Scholz (SPD) im Herbst 2021 habe daran nichts geändert. BND-Leiter Kahl informierte den Berichten zufolge auch den neuen Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt (SPD). Inzwischen seien sogar zusätzliche Belege hinzugekommen gewesen, die die Laborthese erhärtet hätten, heißt es. Das Material – darunter Informationen zu Tierversuchen sowie Daten-Messreihen und unveröffentlichte Dissertationen, die sich mit der Wirkung von Coronaviren befassen – habe darauf hingedeutet, dass in Wuhan „ungewöhnlich früh ungewöhnlich viel Wissen“ über das „neuartige Virus“ vorgelegen habe. Vertraute von Bundeskanzler Scholz hätten den BND-Verantwortlichen empfohlen, die Daten mit dem Virologen Christian Drosten zu diskutieren. Doch dazu sei es „aus einer schwer erklärbaren Mischung aus Geheimniskrämerei des Dienstes, persönlichen Vorbehalten und Misstrauen“ nicht gekommen. Auch der „Expertenrat zur Coronapandemie“ habe nichts von der BND-Analyse erfahren.
Kanzleramtschef Schmidt habe im Mai 2023 mit US-Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines über die Laborthese gesprochen. Diese habe erklärt, an der These sei „nichts dran“. Haines hatte im Dezember 2019 an einem Pandemie-Planspiel in New York und zuvor am Pandemie-Planspiel „Event 201“ teilgenommen. Schmidt habe intern argumentiert, er sei inhaltlich nicht von der Laborthese überzeugt, deshalb müsse die BND-Analyse auch weiterhin geheim bleiben.
Erst seit Dezember 2024 darf der BND „seine Erkenntnisse mit den US-Geheimdiensten sowie einer handverlesenen und zur Geheimhaltung verpflichteten Gruppe von Wissenschaftlern teilen“, schreiben Mascolo und Stark. Unter den Wissenschaftlern befanden sich Christian Drosten und der Leiter des Robert Koch-Instituts (RKI) Lars Schaade. Der US-Geheimdienst CIA geht seit dem Regierungswechsel in den USA im Januar offiziell davon aus, dass das Coronavirus aus einem chinesischen Labor stammt. Auch der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité, erklärte in einem Interview mit der „taz“ Ende Januar, dass das Virus seinen Ursprung in dem Labor in Wuhan haben könne. Laut „Zeit“ und „SZ“ habe sich das Kanzleramt nun wegen der Medienrecherchen entschieden, den Bundestag und die WHO „möglichst bald“ über die BND-Erkenntnisse zu informieren und eine Zusammenfassung der Diskussion zwischen BND und Wissenschaftlern zu veröffentlichen.
Der Nano-Wissenschaftler Roland Wiesendanger von der Universität Hamburg geht laut „Bild“-Zeitung davon aus, dass die „drastischen Freiheitseinschränkungen“, die im März 2020 plötzlich beschlossen worden waren, ihren Grund in den BND-Erkenntnissen hatten. Die Überzeugung, dass das Virus eine Biowaffe aus einem Militär-Labor sein könnte, würde die „harten Maßnahmen“ erklären. Das tatsächliche Infektionsgeschehen könne „es nicht gewesen sein“. In Großbritannien sei genau dies zugegeben worden, sagte Wiesendanger, der schon seit Jahren auf einen wahrscheinlichen Laborursprung des Virus hinweist. Dass die deutsche Bevölkerung von ihrer Regierung über fünf Jahre hinweg falsch über die Herkunft des Virus informiert worden sei, „geht in einer freiheitlichen Demokratie schlicht nicht“.
Bis heute ist unklar, warum RKI-Präsident Lother Wieler und sein damaliger Vize Lars Schaade am 15. März 2020 – einem Sonntag – die Risikobewertung für SARS-CoV-2 hochstuften. Multipolar hatte im Juli 2021 in dem Artikel „Wie der Lockdown nach Deutschland kam“ unter Bezug auf ein Buch von Georg Mascolo auf die persönliche Bekanntschaft Wielers mit dem ein Jahr jüngeren BND-Präsidenten Kahl hingewiesen. Beide kennen sich seit Studienzeiten und rudern „bis heute gemeinsam auf dem Wannsee“, heißt es in Mascolos Buch zur Corona-Krise. In einem weiteren Multipolar-Artikel ist zu lesen, es erscheine „denkbar und plausibel“, dass Geheimdienste über das Laborvirus von Anfang an im Bilde waren und ihr Wissen über einen Laborursprung an deutsche Regierungsvertreter „durchsickern“ ließen. Die Angst vor den unkalkulierbaren Auswirkungen einer Biowaffe könnte die Politiker veranlasst haben, ihre Bewertung des Coronavirus komplett zu ändern und „panikartig“ Lockdownmaßnahmen zu verhängen.
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