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„Die Maßnahmen wirken“

Die Regierung lobt sich selbst, verbreitet Durchhalteparolen und bremst zugleich beim Erheben grundlegender Daten, mit denen sich die Verbreitung und Gefährlichkeit des Virus verlässlich messen ließe. Schnell und entschlossen handeln die Behörden dagegen beim Ausbau von fragwürdigen Instrumenten, wie neuen „Corona-Apps“ zur kollektiven Pulsmessung und Kontaktverfolgung. Welche Agenda wird hier verfolgt?

PAUL SCHREYER, 21. April 2020, 13 Kommentare, PDF

Hinweis: Dieser Beitrag ist auch als Podcast verfügbar.

Regierungsvertreter sind sich in diesen Tagen einig: Die Maßnahmen wirken. Bundeskanzlerin Merkel spricht von einem „Zwischenerfolg“, es dürfe nun aber kein „falsches Vorpreschen“ geben. Die Botschaft ist klar: „Wir müssen verstehen, dass wir so lange mit dem Virus leben müssen, wie es keine Medikamente und insbesondere keinen Impfstoff gibt.“ Lothar Wieler, Chef des Robert Koch-Instituts (RKI), ermahnt gleichen Sinnes: „Die Disziplin, die wir in den letzten Wochen gehalten haben, die sollten wir weiter halten. Umso schöner wird die Belohnung sein.“

Am Montag bekräftigte Merkel, der Rückgang der Infektionen sei „sozusagen das Ergebnis der Kontaktbeschränkungen“. Die Unschärfe in der Formulierung ist auffällig. Sicher weiß auch die Bundeskanzlerin, dass der behauptete Effekt der Kontaktsperre nicht plausibel ist. Die Schulen und viele Geschäfte wurden ab 16. März geschlossen, die Kontaktsperre galt ab 23. März. Wie die unten abgebildete Grafik zeigt – entnommen aus dem RKI-Lagebericht vom Samstag –, sinkt die Zahl der Neuerkrankungen aber schon seit dem 18. März kontinuierlich. Da die Inkubationszeit von Covid-19 laut RKI 5 Tage beträgt, geht die Anzahl der Neuinfektionen somit bereits seit dem 13. März zurück. Die politischen Maßnahmen können daher nicht die Ursache der Trendwende hin zu einem Rückgang sein.

Warum aber sinken die Zahlen dann schon seit einem Monat? Es scheint, als spielte der Wechsel der Witterung im Laufe des Frühlingsbeginns die entscheidende Rolle. Wie folgende Grafik aus dem letzten RKI-Influenza-Wochenbericht zeigt, sind seit der ersten Märzwoche alle Atemwegserkrankungen in Deutschland stark rückläufig. Dies steht nicht nur im zeitlichen Einklang mit den sinkenden Zahlen zu Covid-19-Erkrankungen, sondern, wie unten zu sehen, auch mit den Werten von Atemwegserkrankungen in den Vorjahren.

Um es noch einmal deutlich zu machen: Die Aussage, die Kontaktsperre sei ursächlich für die Trendumkehr hin zu einer Eindämmung des Virus, ist falsch. Es fällt auf, dass diese Behauptung so klar und direkt auch von kaum einem der verantwortlichen Politiker gemacht wird. Fast alle legen einen solchen Zusammenhang mit ihren Aussagen jedoch nahe.

Selbstmord aus Angst vor dem Sterben

Zwar liegt es auf der Hand, dass der weitgehende Stillstand des öffentlichen Lebens die Ausbreitung von Viren zusätzlich hemmt. Doch der politische Tunnelblick auf die Corona-Fallzahlen führt angesichts eines weiter stabilen Gesundheitssystems und der „Nebenwirkungen“, wie massenhafter Angst – Merkel: „Wir dürfen uns keine Sekunde in Sicherheit wiegen“ – extremem Stress für Millionen von Familien und zehntausenden Unternehmenspleiten, zu einem gesellschaftlichen Selbstmord aus Angst vor dem Sterben.

In Folge der Maßnahmen kommt es absehbar zu vielen Todesfällen. Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, wies am Freitag darauf hin, dass wegen der Angst vor Corona mehr als 50 Prozent (!) aller deutschlandweit geplanten Operationen trotz Notwendigkeit abgesagt wurden. Beim Rettungsdienst meldeten sich außerdem 30 bis 40 Prozent weniger Patienten mit Herzinfarkt und Schlaganfall: „Und zwar nicht, weil es weniger Erkrankte gibt, sondern weil viele Angst vor Corona haben“, so Gaß. Wie viele Menschen wegen der Corona-Maßnahmen in diesen Wochen sterben, wird nirgends erfasst.

Repräsentative Daten erst im Juni?

Seit Beginn der Krise weisen Fachleute darauf hin, dass zur Einschätzung der tatsächlichen Gefährlichkeit und Ausbreitung des Virus eine repräsentative Bevölkerungsstichprobe unverzichtbar ist. So mahnte John Ioannidis, Medizinprofessor an der Stanford University, schon am 17. März:

„Die bisher gesammelten Daten darüber, wie viele Menschen infiziert sind und wie sich die Epidemie entwickelt, sind völlig unzuverlässig. (…) Wir wissen nicht, ob wir uns bei den Infektionen um den Faktor drei oder 300 irren. [Anmerkung Paul Schreyer: Laut einer aktuellen Studie (17.4.) aus den USA irrt man sich um den Faktor 50 bis 85.] Die wertvollste Information (...) wäre es, die aktuelle Häufigkeit der Infektion in einer Stichprobe einer Bevölkerung zu kennen und diese Übung in regelmäßigen Abständen zu wiederholen, um die Häufigkeit von Neuinfektionen abzuschätzen. Leider haben wir diese Informationen nicht.“

In Deutschland warnte im März gleichen Sinnes Gerd Antes, Experte für Statistik und Professor an der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg:

„Wie viele Personen in der Gesamtbevölkerung infiziert sind, ist unklar und wird es bei dieser [der jetzt üblichen] Art zu testen auch bleiben. (…) Wir müssen [stattdessen] sehr regelmäßig, vielleicht jede Woche, einen repräsentativen Bevölkerungsquerschnitt auf Infektionen untersuchen.“

Die Bundesregierung ignorierte diesen dringenden fachlichen Rat. Noch am 3. April erklärte Lothar Wieler, als RKI-Chef dem Gesundheitsministerium unterstellt, eine repräsentative Stichprobe sei aus Sicht der Behörde „nicht zielführend“. Einen schlüssigen Grund nannte er nicht.

Nachdem der öffentliche Druck wuchs, änderte das RKI allerdings seine Einschätzung und verkündete am 9. April, eine bundesweite repräsentative Bevölkerungsstichprobe nun doch durchführen zu wollen, allerdings nicht sofort, sondern erst „voraussichtlich Mitte Mai“. Ergebnisse würden dann „im Juni“ erwartet. Mit anderen Worten: Die Bundesregierung will das Land noch gut zwei Monate im teilweisen Blindflug lenken.

Der Mythos um die Reproduktionszahl

Es fällt auf, dass niemand in der Regierung klare Kriterien für eine Lockerung und vollständige Beendigung der Freiheitsbeschränkungen mitteilt. Angeblich dreht sich nun vieles um die sogenannte Reproduktionszahl R oder R0, die theoretisch anzeigt, wieviele Menschen von einem Infizierten angesteckt werden. Diese Zahl müsse „für längere Zeit“ unter 1 sinken, heißt es. Doch wie wird die Zahl berechnet?

Dazu befragt musste RKI-Chef Wieler am 7. April erstaunlicherweise passen: Er wisse das selbst nicht genau, könne nur das Prinzip schildern (was er dann aber nicht tat). Hilfesuchend wandte sich Wieler während der Pressekonferenz an seinen Mitarbeiter Prof. Dirk Brockmann: „Können Sie erklären, wie wir R0 berechnen?“

Doch auch der Mitarbeiter blieb im Ungefähren und sprach nur von „verschiedenen Ansätzen und Modellen“, die versuchen würden, „aus den Meldezahlen R0 abzulesen“. In einige Modelle würden „alle möglichen Faktoren einfließen“, aus denen „das dann geschätzt“ werde. Soweit die Auskunft der Fachleute. In einem weniger bekannten RKI-Forschungspapier vom 15. April wird die Frage nun jedoch erstaunlich klar beantwortet:

„Die Reproduktionszahl ergibt sich als Quotient der Anzahl von Neuerkrankungen in zwei aufeinander folgenden Zeitabschnitten (…) Hat sich die Anzahl der Neuerkrankungen im zweiten Zeitabschnitt erhöht, so liegt das R über 1. Ist die Anzahl der Neuerkrankungen in beiden Zeitabschnitten gleich groß, so liegt die Reproduktionszahl bei 1. Dies entspricht dann einem linearen Anstieg der Fallzahlen.“

Das heißt: Die Reproduktionszahl ist eine einfache Ableitung aus den absoluten Fallzahlen – und damit genauso unzuverlässig zur Einschätzung der Lage, da die Anzahl der durchgeführten Tests nicht in Rechnung gestellt wird.

Die Berechnung der Reproduktionszahl wäre sinnvoll im Rahmen einer regelmäßig durchgeführten repräsentativen Bevölkerungsstichprobe. Bei der aktuellen Art der Tests hingegen erzeugen solche Statistiken nur unzuverlässige Zahlen mit hohem Spekulationsanteil. Da die Daten für eine bundesweite repräsentative Stichprobe aber, wie erwähnt, erst im Juni vorliegen sollen, dürfen bis dahin alle weiter Rätsel raten und sind mehr oder weniger auf blindes Vertrauen (oder Misstrauen) gegenüber den Behörden angewiesen. Man kann sagen, dass die Regierung sich mit dieser Verzögerungstaktik einen Freifahrschein ausstellt, noch mindestens zwei Monate lang so zu handeln, wie es ihr (oder bestimmten Interessengruppen) gefällt.

„Corona-Datenspende“ für Carsten Maschmeyer?

Sehr schnell und entschlossen agiert die Regierung bei der Einführung der fragwürdigen „Corona-Datenspende“-App, die am 7. April vorgestellt wurde und die in der ersten Woche bereits von mehr als 300.000 Bürgern auf ihrem Smartphone installiert wurde. Erfasst werden laut RKI die Postleitzahl und die Körperdaten, die das zusätzlich benötigte Fitnessarmband aufzeichnet: Geschlecht, Alter, Größe und Gewicht, sowie Aktivitäts- und Schlafdaten, der Pulsschlag und, wenn möglich, auch die Körpertemperatur. Am RKI wird die entsprechende Projektgruppe vom schon erwähnten Prof. Brockmann geleitet, der im Rahmen der Werbung für die App erklärt:

„Ihre Datenspende ermöglicht uns die Ausbreitung des Coronavirus besser zu erfassen und die Dunkelziffer der Infizierten drastisch zu verringern.“

Die übermittelten Daten will man „in einer Art Wärmebildkarte“ Deutschlands grafisch darstellen, auf der Regionen mit „potenziell infizierten Personen“ farblich hervorgehoben werden. Der gesundheitliche Nutzen der App bleibt fraglich, ihr Potenzial zum Schüren von Ängsten hingegen erscheint groß.

Auf die Frage, warum der Programmiercode der App nicht offen zugänglich ist, antwortete Brockmann gegenüber dem Magazin Netzpolitik am Freitag:

„In diesem Fall war es eine Kooperation von uns als Wissenschaftlern mit einer Firma, die uns eine bereits existierende Software zur Verfügung gestellt hat. (…) Diese Firma legt ihren Code nicht offen, weil sie irgendwann damit Geld verdienen will.“

Die Firma heißt „Thryve“ und erhielt 2019 einen Millionenbetrag von mehreren Investoren, darunter dem Milliardär Carsten Maschmeyer. Wie Brockmann schildert, kam die Idee zur App von genau dieser Firma:

„Anfang März kam der Gründer Paul Burggraf auf mich zu und sagte, er habe eine Technologie, die für uns interessant sein könnte. Er kannte meine Forschung und zeigte mir eine Studie, die zeigte, wie man aus Puls- und Schlaffrequenzdaten Fiebersymptome ableiten und Epidemien verfolgen kann. (…) Der Gründer von Thryve kam auf mich zu mit einer App, die schon fertig war. Damit musste ich erst mal Überzeugungsarbeit leisten. (…) Den größten Schub bekamen die Ideen für Kontaktrückverfolgung, weil sich verschiedene Experten davon den größten Effekt erhofften. Wir haben viel diskutiert, etwa im Health Innovation Hub des Gesundheitsministeriums und am RKI, aber diese Technologie für die Datenspende über Fitnesstracker war das einzige, was schon fertig war.“

Mit anderen Worten: Die Regierung setzt eine Maßnahme deshalb zuerst um, weil eine gut vernetzte Firma, die damit Geld verdienen will, schon ein Konzept in der Schublade hat. Der Thryve-Gründer meint:

„Das Coronavirus bringt jetzt endlich den Schub in die Digitalisierung, den es so dringend gebraucht hat.“

Wie zuverlässig ist der Corona-Test?

Bei der RKI-Pressekonferenz vom 14. April tauchte eine interessante Frage auf. Es war gemeldet worden, dass in Südkorea bei knapp 100 Patienten, die als geheilt galten, Covid-19 wieder ausgebrochen war. Das stellt die gängige Lehrmeinung infrage, wonach Genesene immun gegenüber dem Virus sind. Eine Journalistin des Ärzteblatts befragte Wieler nach seiner Einschätzung zu diesen rätselhaften Fällen.

Der RKI-Chef erklärte dazu, dass er mit einem Kollegen in Südkorea in Verbindung stehe. Die derzeit favorisierte Hypothese sei die, dass das Virus auch nach der Genesung für eine „gewisse Zeit“ beim Testen angezeigt werde, allerdings lediglich „Virus-Genom“ und nicht „Virus, das vermehrungsfähig ist“. Diese Unterscheidung führt zur Frage, wie sicher man beim aktuell genutzten Coronatest überhaupt sein kann, dass bei einer als positiv getesteten Person vermehrungsfähiges und damit epidemisch gefährliches Virusmaterial nachgewiesen wird, und nicht lediglich diffuse „Genbestandteile“ eines Virus.

Prof. Christian Drosten räumte in diesem Zusammenhang am 13. April ein, dass die Testergebnisse gegen Ende des Verlaufs der Infektion „mal positiv und mal negativ“ ausfallen könnten. Der Professor wörtlich: „Da spielt der Zufall mit.“

Weiterhin Irreführung bei den Fallzahlen

Derweil geht die Irreführung bei den Fallzahlen weiter. Bis heute vermeiden es die Bundesregierung und das RKI in ihren Stellungnahmen, die Entwicklung der Anzahl der positiv Getesteten ins Verhältnis zur Anzahl der durchgeführten Tests zu setzen.
Im Lagebericht des RKI vom 15. April sind aktuelle Daten zum Umfang der bisherigen Tests aufgeführt (dort zu finden in einer Tabelle auf Seite 8). Multipolar hat diese bislang wenig beachteten Zahlen in einer Grafik aufbereitet. Mehrere grundlegende Zusammenhänge lassen sich daraus ablesen.

  • Wie bereits berichtet, ist der massive Anstieg der Fallzahlen von KW 11 zu KW 12 (eine Verdreifachung) die Folge einer ebenso massiven Ausweitung der Testmenge (ebenfalls eine Verdreifachung). Erst dieser Anstieg, der, vermittelt über die Medien, die Öffentlichkeit stark beunruhigte und teilweise in Panik versetzte, schuf die moralische Legitimation, mit der die Bundesregierung am Ende von Kalenderwoche 12 die Kontaktsperre beschließen konnte. Der Zusammenhang zur Ausweitung der Testmenge wurde verschwiegen – eine grobe Irreführung.

  • Es gab keine extrem rasche Ausbreitung. Der Anstieg des Anteils der positiv Getesteten verlief relativ moderat – von 6 % auf 9 % zwischen KW 11 und KW 14. Den RKI-Daten zufolge hat sich das Virus somit um durchschnittlich weniger als 20 % pro Woche ausgebreitet – kein Wert, der zu einer existenziell bedrohlichen Epidemie passt. (Hinweis: Dass die rote Kurve der Fallzahlen noch nach dem 18. März, also dem Tag mit dem Höchststand an Neuerkrankungen, über zwei Wochen hinweg weiter ansteigt, liegt daran, dass diese Zahlen sich auf das Meldedatum beziehen und nicht auf den tatsächlichen Krankheitsbeginn. Der reale Trend der Ausbreitung wird dadurch verzögert dargestellt.)

  • Die Anzahl der positiv Getesteten steht auch weiterhin in enger Verbindung zur Anzahl der Tests. In der Osterwoche wurde weniger getestet als zuvor – die Anzahl der positiv Getesteten fiel ebenfalls entsprechend. Auch dieser naheliegende Zusammenhang wird von der Regierung nicht kommuniziert.

Kritikern den Stecker ziehen

Wer eine abweichende Ansicht äußert, läuft in diesen Wochen zunehmend Gefahr, „abgeschaltet“ zu werden. Die Webseite von Wolfgang Wodarg wurde zeitweise vom Netz genommen – angeblich, weil ein Impressum fehlte. Ein seltsamer Vorwurf bei einer öffentlichen Person, die inzwischen Millionen von Menschen bekannt ist.

Regelmäßig werden in der Coronakrise kritische Videos auf Youtube gelöscht, unter anderem zeitweise auch der Podcast zu einem Multipolar-Artikel, nachdem dieser mehr als 300.000 Mal aufgerufen worden war.

Anfang April wurde dem Nachrichtenportal KenFM durch den Zahlungsvermittler Steady der Vertrag gekündigt. Über die Firma konnten Nutzer KenFM regelmäßig unterstützen. Nach eigenen Angaben floss den unabhängigen Journalisten auf diesem Weg monatlich ein vierstelliger Betrag zu. Dieser Geldstrom wurde durch „Steady“ (englisch für „beständig“) nun gekappt. Zur Begründung hieß es:

„Die Publikation verstößt an mehreren Stellen deutlich gegen Steady-Richtlinien.“

Auf Nachfrage von Multipolar, an welchen Stellen im Programm gegen welche Richtlinien genau verstoßen worden sei, antwortete das Unternehmen ausweichend:

„KenFM spitzt gerne zu und wir haben uns die Antwort auf die Frage, ob wir allein deswegen nicht mehr zusammenpassen, nicht leicht gemacht. Aber am Ende stand die Überzeugung, dass es ein 'Zuviel' an Zuspitzung gibt, bei dem wir kein Kooperationspartner mehr sein möchten.“

Eine nochmalige deutliche Nachfrage, an WELCHEN Stellen KenFM gegen WELCHE Richtlinien verstoßen habe (denn das war ja die erklärte Begründung der Firma gewesen), blieb unbeantwortet.

Öffentlichen Applaus erhielt Steady für diesen willkürlichen Angriff auf unabhängigen Journalismus von David Schraven, dem Chef des Rechercheportals Correctiv, das von zahlreichen Stiftungen finanziert wird. Schraven war es auch gewesen, der wenige Tage zuvor überhaupt erst öffentlichen Druck auf Steady in dieser Sache aufgebaut hatte. Auch die Anfang April mehrfach verbreitete Aufforderung der Aktivistengruppe „Peng“ an die GLS-Bank, KenFM das Konto zu kündigen (bislang erfolglos), wurde von Schraven mit einem Retweet empfohlen.

Der vormundschaftliche Staat

Was bleibt, ist die Wahrnehmung, als Bürger zunehmend in einem vormundschaftlichen Staat zu leben, der stets am besten zu wissen glaubt, was gut für alle ist. In einer akuten Krise mag das angemessen sein – zumindest sofern die entscheidenden Informationen für alle transparent und plausibel sind. Ist das aber nicht der Fall, und bleibt ein großer Teil der Bürger – auch der Parlamente und Gerichte – angesichts fortwährender Übergriffe passiv, dann droht dieser neue Staat zu einer dauerhaften Realität zu werden.

Man liest in diesen Tagen oft, dass Schweden, wo die Regierung auf eine weiträumige Schließung des öffentlichen Lebens verzichtete, ein riskantes Experiment mit seinen Bürgern betreibe. Tatsächlich scheint eher das Gegenteil richtig zu sein: Nicht Schweden wagt ein gefährliches und zerstörerisches Experiment – sondern wir. Es bleibt die Frage: Wie lange noch?

Diskussion

13 Kommentare
WOLFGANG ROMEY, 21. April 2020, 10:10 UHR

Herzlichen Dank erneut für den Artikel. Multipolar liefert, was es versprochen hat: Qualität!

Einige Anmerkungen zum Artikel: Es ist sehr hilfreich, daß Sie erneut auf die Statistik-Lügen hinweisen. Das ist für Diskussionen wichtig, aber vielleicht auch schon überholt. Aus meiner Sicht ist inzwischen erkennbar, daß es hier nicht um medizinische Fragen geht, sondern darum, die Vorhaben des Bill Gates (Seuchen-Bill) umzusetzen: Rettung gibt es erst, wenn ein Impfstoff verfügbar ist. Das ist von der Sache zwar Unsinn, wirtschaftlich aber nicht. Wie sich in 2009 gezeigt hat, ist auch ein unwirksamer Impfstoff Gold wert. Daß die Politik Herrn Gates vertraut, dessen Impfpraxis schon in der Vergangenheit zu vielen Todesfällen und umfangreichem weiterem Leid geführt hat, ist empörend.

Ein ebenso wichtiges Anliegen von Gates und seiner Sprechpuppe Merkel ist die Corona-App. Daß es auch da, wie von Ihnen belegt, ums Geldverdienen geht, kann nicht überraschen. Dazu paßt, daß der Quellcode nicht offen gelegt ist und die RKI-App massive Mängel in der Sicherung der Privatsphäre aufweist (https://www.kuketz-blog.de/ccc-deckt-auf-datenspende-app-des-rki-mit-schweren-maengeln/). Sie funktioniert bisher auf zu alten Handys nicht, das sind gegenwärtig ca. 25%, und setzt das Tragen eines Fitness(Überwachungs)-Armbands voraus. Da man nicht sicher ist, daß die App von genügend Leuten installiert wird, gibt es Überlegungen, sie den Leuten über andere weit verbreitete Anwendungen unter zu schieben. In was für Zeiten leben wir!

Es wäre schön, wenn Mutlipolar sich mal den anderen Aktivitäten der Gates-Stiftung widmen würde. Meiner Erinnerung nach hat er auch im Bereich der Landwirtschaft in der dritten Welt verheerende Projekte durchgeführt. Ich denke, es ist wie damals bei Springer eine Kampagne "Enteignet Gates" angesagt.

BERNHARD MÜNSTERMANN, 21. April 2020, 13:05 UHR

Bevor sich in Stadt und Land Bürgerkomitees bilden und Denkmalvereine, Fundraising Dinners veranstaltet werden, bevor erste Entwürfe mit einem Sockel aus Klopapierrollen und mit Mundschutz dargestellten verängstigten Menschen, die de profundis flehentlich ihre Hände zu ihr emporrecken, zur ehernen Kanzlerin aus Bronzeguss, die Deutschland aus größter Not, aus höchster Gefahr durch Covid-19 Viren errettete, müssen wir innehalten. Bevor Schüler mit Spendenbüchsen von Haus zu Haus gehen für den guten Zweck und in den Schulbüchern das regierungsamtliche Narrativ vom Grippevirus unter dem Bild eines solchen Denkmals zu lesen sein wird, will ich eine Geschichte in Erinnerung rufen, die uns Paul Watzlawick in seinem 1983 erschienenen Buch: "Anleitung zum Unglücklichsein" erzählte.

Ein Mann geht auf dem städtischen Bürgersteig und klatscht dabei in regelmäßigen Abständen immer wieder mit seinen Händen. Ein ihm entgegenkommender Passant fragt erstaunt nach dem Grund seines Verhaltens, warum er denn in die Hände klatsche. Er bekommt zur Antwort: um die Elefanten zu vertreiben. Sein Gegenüber wendet konsterniert ein, hier gebe es doch weit und breit überhaupt keine Elefanten. Worauf der ohne jede Irritation weiter klatschende Mann entgegnet: Daran sehen Sie doch: es wirkt!

Vielleicht lässt sich nicht jeder Bürgerverein und verängstigte Zeitgenosse von diesem gewitzten Autoren, einem Psychotherapeuten, verunsichern. Ich selbst setze darauf, dass man die eklatante Verletzung des Amtseides einer Bundeskanzlerin in nie gekanntem Ausmaß zu prüfen hat. Eigentlich ist diese Art Prüfung dem Deutschen Bundestag anvertraut. Dessen Abgeordnete aber scheinen mehrheitlich im Tiefschlaf oder Komplizen dieses camouflierten Staatsstreiches zu sein. U.a. bei Paul Schreyer kann man aber nachlesen, was ihm und der Öffentlichkeit an Informationen ab wann zur Verfügung stand. Der Bundesregierung und den Fraktionsspitzen vermutlich noch deutlich früher. Darüber wird noch zu streiten sein und die Mainstream-Presse könnte mal überdenken, ob sie nicht auch mal ihre Ausrichtung beim Themenkomplex ändern sollte, ob da nicht ein deutlicher Schwenk angesagt ist.

STEPHAN GEUE, 21. April 2020, 18:30 UHR

Bei aller hervorragenden Wertschätzung, die ich Herrn Schreyer für seine bisherigen Publikationen – zumindest diejenigen davon, die ich gelesen habe, und das sind einige – entgegen gebracht habe, finde ich es doch zunehmend befremdlich, wie er hier zwei Themenkomplexe mit Ausdauer und grundsätzlich konstantem Trend vermengt:

  1. Die Kritik an der zwar nicht durchgehenden, aber doch in Summe beträchtlichen Inkompetenz derjenigen in der Politik, die für das ganze "COVID-19-Management" Verantwortung tragen und dabei ziemlich vieles vergeigt haben, was sich vergeigen ließ. Ich will das hier nicht alles wiederholen.

  2. Die Einschätzung der Gefährlichkeit bzw. Ungefährlichkeit der Pandemie, mit der wir es hier zu tun haben.

Keine Frage – beides hängt miteinander zusammen. Beziehungsweise genauer: Da die (Un-)Gefährlichkeit von COVID-19 ja eine Größe ist, die, wenn man sie in Mortalitätsraten oder der Infektiosität (oder was dergleichen Kennzahlen mehr sich definieren lassen) misst, genauer: repräsentativ messen könnte und würde, unabhängig ist vom politisch handelnden Menschen, hat sie Auswirkungen auf Einsichten und Handlungen der Politiker. Umgekehrt also auf keinen Fall.

Solche Messergebnisse – der Artikel hat es beklagt – liegen noch selten bis gar nicht in der gewünschten Präzision und Verlässlichkeit vor. Das hat viele Gründe; wahrscheinlich ist es mit den Testkits und Testverfahren (PCR, Antikörpertests u.a.) grundsätzlich nicht viel anders als mit den Gesichtsmasken.

Und deshalb möchte ich mit dem beginnen, was feststeht: Ein Schweizer Arzt hat kürzlich eine Zornschrift veröffentlich, zu der sich jeder gerne selbst seine Meinung bilden möge:

https://www.mittellaendische.ch/2020/04/07/covid-19-eine-zwischenbilanz-oder-eine-analyse-der-moral-der-medizinischen-fakten-sowie-der-aktuellen-und-zuk%C3%BCnftigen-politischen-entscheidungen/

Er schreibt darin – für alle, denen das zu viel Text zu sein scheint:

Keiner meiner Kollegen – und ich natürlich auch nicht – und niemand vom Pflegepersonal kann sich erinnern, dass in den letzten 30 oder 40 Jahren folgende Zustände herrschten, nämlich dass:

(1) ganze Kliniken mit Patienten gefüllt sind, welche alle dieselbe Diagnose besitzen;
(2) ganze Intensivstationen mit Patienten gefüllt sind, welche alle dieselbe Diagnose aufweisen;
(3) 25% bis 30% der Pflegenden und der Ärzteschaft genau jene Krankheit auch erwerben, welche jene Patienten haben, die sie betreuen;
(4) zu wenig Beatmungsgeräte zur Verfügung standen;
(5) eine Patientenselektion durchgeführt werden musste, nicht aus medizinischen Gründen, sondern weil wegen der schieren Anzahl an Patienten schlicht das entsprechende Material gefehlt hat;
(6) die schwerer erkrankten Patienten alle dasselbe – ein uniformes – Krankheitsbild aufgewiesen haben;
(7) die Todesart jener, die auf den Intensivstationen verstorben sind, bei allen dieselbe ist;
(8) Medikamente und medizinisches Material auszugehen drohen.

Man darf wohl sagen, dass die Schweiz ein hochentwickeltes und wohlhabendes Land ist. Und darf ebenfalls, so denke ich, konstatieren, dass COVID-19 die Schweiz, gemessen an der Bevölkerungszahl, bislang heftiger getroffen hat als Deutschland. So hat dieser Fachmann denn auch kaum ein gutes Haar am Handeln bzw. Nichthandeln der Verantwortlichen in seinem Land gelassen. Er hat sich nicht eingelassen auf die Argumentation mit unsicherer Zahlenbasis, sondern sich einfach nur angeguckt, was in seinem Arbeitsfeld „abgeht“. Und das nennt er beispiellos, und das klingt glaubhaft.

Hören wir also bitte auf, Maßnahmen als übertrieben zu deklarieren. Das ist nicht dasselbe wie eine Kritik an der Art und Weise bzw. der Wahl konkreter Einzelmaßnahmen. So gibt es schon seit einiger Zeit gute Gründe dafür anzunehmen, dass eine allgemeine Maskenpflicht viele Infektionen vermeiden könnte, und wie mir scheint, spricht in Jena vieles dafür, dass diese Gründe evident sind. Da kann man natürlich – und man sollte es auch, und zwar mit großer Lautstärke – beklagen, dass es ja keine Masken gibt. Aber das war in Jena auch so, und es hat sich gezeigt, dass es keiner FFP3-Masken bedurfte, um die Neuinfektionsrate auf 0 zu drücken. Wahrscheinlich könnte man mit Maskenpflicht den Lockdown praktisch aufheben, von Massenveranstaltungen sicherlich vorerst mal abgesehen.

Also, mit Blick auf die Todeszahlen in der Schweiz, in Italien, Spanien, Frankreich, Großbritannien, Belgien und nicht zuletzt in den USA: Das ist eine Krankheit, die drastische und entschlossene Maßnahmen erfordert. So was ist praktisch für jeden jetzt lebenden Menschen, Politiker eingeschlossen, Neuland. Da werden natürlich auch Fehler gemacht. (Zur derzeit oft gepflegten Relativierung von Todesfallzahlen gegenüber jenen bei einer Grippewelle verweise ich ebenfalls auf Äußerungen des Schweizers.)

Dieselben Politiker, denen bislang die Wirtschaft eine heilige Kuh war, schlachten sie jetzt? Das glaubt doch niemand im Ernst? Sie haben die gegenwärtigen Maßnahmen ergriffen, weil ihnen aufgrund ihrer Denkweise, ihres Sammelns von Informationen und dazu ihrer Auswahl an Informationsquellen nichts Besseres eingefallen ist. Das heißt nicht, dass es nicht in vielerlei Hinsicht bessere Vorgehensweisen geben würde, aber zumindest ist erkennbar, dass, gemessen an der über Jahre gepflegten Starrsinnigkeit hinsichtlich vieler Dogmen, doch erstaunlich viele offenkundig lernbedingte Hakenschläge vollzogen wurden.

Die erste Grafik („Datum des Erkrankungsbeginns“) kriege ich in keiner Weise in Deckung mit den Grafiken in der Wikipedia. Dort war am 18. März keineswegs eine Kehrtwende bei den Zahlen der täglich nachweislich positiv Getesteten erkennbar. Da ging die Party erst richtig los. Kann sein, dass ich da Birnen mit Äpfeln vergleiche, aber dann ist mir das nicht aufgefallen, und dann wäre das eine Zurechtrückung durch besser Erhellte wert. Und man mag die Wikipedia ja in politischen Dingen für eine untaugliche Quelle halten – ich jedenfalls tue das –, aber sie bezieht sich ausdrücklich ebenfalls auf die RKI-Zahlen, und würde dort beim Abschreiben gefakt, dann wäre das einfach nur töricht.

Stichwort „Selbstmord aus Angst vor dem Sterben“: Der Punkt hat eine große Berechtigung. Man muss allerdings unterscheiden zwischen dem, was aus der Sicht Betroffener objektiv und unweigerlich geschieht wie etwa das Wegbrechen existenzieller Einnahmen, und dem, was Leute daraus machen, also z.B., wenn sie beim Herzinfarkt nicht den Notarzt rufen oder wenn sie sich aus dem Fenster stürzen oder was weiß ich. Sonst landet man nämlich dort, dass man Jens Spahn auch noch für die Klopapierknappheit vor einigen Wochen verantwortlich macht. Da mag man einwenden, Menschen hätten aber nun einmal Angst, und Ängste seien irrational, und die wären ohne den Lockdown nicht dagewesen. Tut mir Leid. Es gibt Leute, die es für absolut unverzichtbar halten, trotz der Klimakatastrophe weiterhin Flugreisen zu unternehmen, und zwar jedes Jahr schneller, höher und weiter. Es wird nicht stattfinden, dass diesen Menschen irgendwann irgendjemand eine wirksame Absolution erteilt, wenn alles verdorrt oder weggeschwemmt wird, sie selbst inbegriffen, nur weil „Menschen nun einmal so sind“. Da wäre dann schon eher eine Kritik derjenigen Medien angemessen, die solche Ängste und Irrationalismen nicht aufgreifen, obwohl sie eine öffentliche Verpflichtung haben.

WOLFGANG ROMEY, 22. April 2020, 11:50 UHR

Merkwürdig. In Deutschland melden die Kliniken überwiegend freie Pflegebetten. Was ist in der Schweiz anders?

BERNHARD MÜNSTERMANN, 22. April 2020, 14:45 UHR

Ich möchte die Möglichkeit nicht ausschließen, dass die von Beginn an sehr gut recherchierte Herangehensweise von Paul Schreyer, das offizielle Narrativ vom Grippevirus zu hinterfragen, einige aus der regierungsnahen Exekutive nicht gerade begeistert. Es kann dann zu Aktivitäten der Firma Tarnen & Täuschen kommen. Verwirrung zu säen ist deren Kerngeschäft. Darüber darf jeder selbst sein Urteil fällen, ob das hier eine Rolle spielt. Bislang veröffentlicht das multipolar-magazin die Leserbriefe unzensiert und ungefiltert. Damit es dabei bleiben kann, ist auch unser eigener Verstand ein gutes Werkzeug dafür, seriöse und gut begründete abweichende Meinung zu unterscheiden von Aktivitäten der Fa. Tarnen & Täuschen, die eine erfolgreiche Medienplattform anzugreifen ein Interesse haben könnte. Gelassenheit und sorgfältige Beobachtung solcher möglichen Attacken scheinen mir sinnvoll zu sein.

ADI GOLBACH, 22. April 2020, 06:00 UHR

Danke an Paul Schreyer für den wieder einmal ausgezeichneten Artikel und die wertvolle aufbereitete Grafik. Danke auch an Bernhard Münstermann für den Hinweis auf die treffende Elefantengeschichte von Paul Watzlawick. Die werden wir wohl künftig leider noch oft zitieren müssen.

RAINER ANTON ESCH, 22. April 2020, 10:20 UHR

Und wieder ein Artikel in multipolar, den ich als "Otto Normalo" verstanden habe. Es macht mich beim Lesen sehr nachdenklich, wenn ich mir die Frage stelle, von wem wir da regiert werden? Wo ist die Opposition, deren Aufgabe die Kontrolle der Regierung ist? Gibt es überhaupt eine solche noch? Was ist mit den Menschen los? Merken die nicht, dass hier was völlig falsch läuft? Das sie mit Zahlen und Infos zugedröhnt werden, deren Infogehalt gegen Null tendiert?

Liest man dann noch das Buch von Prof. Rainer Mausfeld "Angst und Macht" ergibt sich ein Bild, dass einem Angst machen kann. Zum Glück gibt es noch die Möglichkeit, sich im Internet zu informieren und dem damit verbundenen Versuch, sich eine eigene Meinung zu bilden. Ich hoffe, dass diese Formate nicht auch demnächst abgeschaltet werden, da sie zu viele Fragen stellen, die niemand "da oben" beantworten möchte.

Des öfteren stelle ich mir die Frage, was kann ich als Einzelner tun, um gegen diese Missstände aufzubegehren. Es stellt sich mir die Frage, ab wann ist Widerstand geboten, um die Werte aus dem Grundgesetz zu schützen und zu wahren. Ab welchem Zeitpunkt haben die Geschwister Scholl gemerkt, dass sie etwas tun müssen? Leider habe ich für mich darauf noch keine Antwort. Zunächst halte ich es mit Dr. Daniele Ganser und werde in den Wald gehen, um abzuschalten, neue Kraft und Mut zu tanken, um die Welt dann vielleicht wieder etwas positiver zu sehen. Und noch ein Danke für diesen guten Artikel an Paul Schreyer.

ANNE S., 22. April 2020, 10:55 UHR

Hallo,
ich kann einige Argumentationen in dem Artikel nicht vollständig nachvollziehen.
Das Datum der Schulschließungen haben Sie mit Montag, dem 16. angegeben. Da an Wochenenden in der Regel keine Schule stattfindet, erscheint es mir für die Betrachtung sinnvoller Samstag den 14. als ersten Tag der Maßnahmen zu betrachten. Dieses war der erste Tag, an dem niemand in die Schule ging. Dann gehen die von einer Inkubationszeit von 5 Tagen aus. Mir erscheint es sinnvoller, das serielle Intervall, also die Zeit zwischen aufeinanderfolgenden Infektionen zu betrachten. Diese wird von RKI mit 4 Tagen angegeben. Mit dieser Grundlage ergibt sich, dass der Effekt der Schulschließungen am 18. ergeben müssen (14. + 4 Tage). Also genau der Tag, an dem im nowcast der Rückgang der Infektionen zu erkennen ist.

Außerdem schließen sie aus dem leichten Anstieg der positiven Testquote, dass es keine extrem rasche Ausbreitung gab. Dieser Anstieg sagt erstmal aus, dass bei den getesteten Personen mehr positive Fälle dabei sind. Sagt also eher etwas über die Effizienz in der Auswahl der zu testenden Personen aus. Wir wissen, dass sich Epidemien exponentiell ausbreiten. Es kann sein, dass der Anstieg mit dem Anstieg der Tests zusammen fällt, es kann aber auch früher oder später passieren. Wie soll diese Entwicklung anhand der Quote der positiven Test ermittelt werden? Nach meinem Verständnis kann anhand der Daten der reale Verlauf nicht bestimmt werden und somit weder geschlussfolgert werden, dass es einen starken Anstieg gibt, noch dass es ihn nicht gibt.

Als letztes noch eine Anmerkung dazu, dass repräsentative Stichprobe erst Mitte Mai stattfinden soll. Im Moment gibt es einzelne Hotspots in denen viele Fälle auftreten. Dieses sollte sich in den nächsten Tagen ausgleichen und gleichmäßiger verteilen. Daher erscheint es mir durchaus sinnvoll, eine repräsentative Untersuchung erst dann zu machen, wenn die Erkrankung gleichmäßiger verteilt ist. Das dürfte sicherstellen, dass es auch wirklich repräsentativ ist und nicht mehr so stark von Zufallsereignissen beeinflusst wird. Es wäre super, wenn sie zu meinen Überlegungen Stellung nehmen könnten. Ich schätze ihre Arbeit und möchte wirklich gerne nachvollziehen, wie sie zu ihren Schlussfolgerungen kommen.

PAUL SCHREYER, 22. April 2020, 14:20 UHR

Was denken Sie, warum Fachleute wie Prof. Ioannides, Prof. Antes und viele andere schon seit Wochen warnen, dass man ohne eine repräsentative Stichprobe die Situation nicht einschätzen kann? An dieser Stelle ein Zitat des britischen Journalisten Kit Knightly: "Die simple Wahrheit ist, dass wir aufgrund dieser Politik schlicht und einfach keine zuverlässige Möglichkeit haben zu erfahren, wie viele Menschen an diesem Coronavirus gestorben sind. Wir verfügen über überhaupt keine belastbaren Daten. Und Regierungen und internationale Organisationen setzen alles daran, dass dies auch so bleibt. Es wird Zeit, nach den Gründen zu fragen."

Quelle: https://off-guardian.org/2020/04/05/covid19-death-figures-a-substantial-over-estimate/ Deutsche Übersetzung: https://www.rubikon.news/artikel/der-letalitats-betrug

ANNE S., 22. April 2020, 15:25 UHR

Hi,
ich stimme ihnen zu, dass wir belastbare repräsentative Daten brauchen. Daher ist es eine Sache genau dieser Wissenschaftlern, die die Ausmaße dieser Epidemi schon früh erkannt haben, diese Daten zu erheben und sauber auszuwerten. Was sollte z.B. die von ihnen genannten Professoren daran hindern, die Studien durchzuführen, die sie für wichtig erachten? Soweit ich weiß, gibt es schon immer Studien, die versuchen diese Unklarheiten auszuräumen. Nur braucht vernünftige Forschung auch einfach Zeit.

Zu ihrem verlinkten Artikel: Ja, der Unterschied zwischen an und mit Corona gestorbenen führt zu einer Überschätzung der Toten. Die Zählung, wie sie in Italien gemacht wurde, dass nur Menschen, die im Krankenhaus sterben als Coronatote gezählt werden, führt zu einer Unterschätzung. Wie z.B. hier bei Telepolis beschrieben wurde : https://www.heise.de/tp/features/In-der-Lombardei-gibt-es-viel-mehr-mit-Corona-verbundene-Tote-als-offiziell-gemeldet-4695910.html

Ich bin kein Virologe um einschätzen zu können welche Unsicherheit mehr wiegt, oder ob es sich dadurch auch einfach ausgleicht. Für mich bleibt, dass man anhand dieser Daten weder die Gefährlichkeit, noch die Ungefährlichkeit beweisen kann. Wie wäre es also, wenn man sich die Sterblichkeit anschaut? Diese ist parallel zum Auftreten von Corona stark angestiegen. Zusammen mit den lokal völlig überforderten Krankensysteme erscheint mir etwas dran zu sein, dass das Coronavirus nicht ungefährlich ist.

PAUL SCHREYER, 22. April 2020, 17:10 UHR

Sie schreiben, und da stimme ich Ihnen zu: "Wie wäre es also, wenn man sich die Sterblichkeit anschaut?" Der Punkt ist, dass sich OHNE repräsentative Studie zu dieser Frage keine seriösen Aussagen machen lassen. Eine solche Studie können auf Bundesebene auch nicht ein paar Forscher auf eigene Faust durchführen, das ist zu aufwändig und zu teuer. Der Auftrag und das Budget dafür muss vom RKI und der Regierung kommen.

Der eigentliche Skandal ist, und das habe ich in meinem Artikel zu schildern versucht, dass die Regierung sich gegen die Durchführung einer solchen Studie über viele Wochen hinweg sträubte und die Bevölkerung nun auf erste Ergebnisse "im Juni" vertröstet. Man kann das für inkompetent halten. Allerdings erscheint es nicht sehr plausibel, dass sämtliche Fachleute im RKI und dem Gesundheitsministerium einfach nur zu dumm sind, um zu wissen, welche Folgen dieses Agieren bzw. Nichtagieren hier hat.

BERNHARD MÜNSTERMANN, 23. April 2020, 15:35 UHR

Man muss durchaus kein FPÖ Sympathisant sein, um diese Rede bemerkenswert zu finden. Was hören wir im Vergleich aus dem deutschen Bundestag? Nationalrat in Österreich und FPÖ-Abgeordneter Herbert Kickl. Rede im Parlament am 22.4.2020 zum Regierungsverhalten bei den Maßnahmen in der Grippewelle durch das Corona Virus – Redetext Herbert Kickl v. 22.4.2020
https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/NRSITZ/NRSITZ_00024/A_-_12_07_49_00214158.pdf

Rede Kickl v. 22.4.2020 Video 16 Min.
https://www.youtube.com/watch?v=cCmV5AE8klg

JUSTITIA PRASSNIK, 30. April 2020, 15:35 UHR

@Anne S und alle
Diesen von einem anderem Leser unter dem multipolar-Text über die Maskenpflicht verlinkten Artikel aus der "Spektrum der Wissenschaft" https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/von-der-fehlenden-wissenschaftlichen-begruendung-der-corona-massnahmen/ fand ich sehr hilfreich. So gut wie dort habe ich die statistischen Fallstricke noch nirgends erklärt bekommen. Und es hat Tragweite, was auf deren Boden entschieden wird.

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