In eigener Sache: Multipolar-Jahresrückblick
REDAKTION, 22. Dezember 2023, 11 Kommentare, PDFDas Jahr 2023 verlief politisch und medial gesehen ähnlich angespannt und monothematisch wie die drei Vorjahre. Auf Corona folgte nahtlos die atemlose Klima- und Ukraine-Liveticker-Berichterstattung, zuletzt die hitzige Aufregung um Israel. Eine Art kollektiver „Angstkrampf“ scheint sich zu verstetigen. Die Multipolar-Redaktion versucht in diesem Umfeld, ihrem Gründungsanspruch weiter treu zu bleiben und unaufgeregt, sachlich und ohne Hetze die Dinge zu analysieren sowie Blickwinkel zu beleuchten, die anderswo unter den Tisch fallen.
Im vergangenen Jahr haben wir 64 Artikel und Interviews veröffentlicht, die im Mittel (Medianwert) 37.000 Mal aufgerufen wurden. Verglichen mit dem Höhepunkt der Corona-Zeit ist das Leserinteresse an unserem Magazin zurück gegangen. Im Durchschnitt besuchten täglich noch 12.000 Leser unsere Seite.
In unserer Spalte „Aktuelle Empfehlungen“ haben wir etwa 3.500 Beiträge anderer Medien empfohlen. Die werktägliche Zusammenstellung dieser Spalte ist aufwändig und steht im Zentrum unserer Arbeit. Wir verlinken dort, wie gewohnt, weiterhin Veröffentlichungen oppositioneller wie etablierter Medien, außerdem gelegentlich wissenschaftliche Studien. Unser Kriterium ist nicht, dass wir dem verlinkten Beitrag zustimmen, sondern dessen Relevanz. Leitgedanke: Je breiter das Spektrum der Informationsquellen, desto größer die Annäherung an die Wirklichkeit. An dieser Stelle bedanken wir uns nochmals bei denjenigen Lesern, die uns, teils regelmäßig, auf Verlinkenswertes hinweisen.
Inzwischen haben auch andere Medien und Blogger das Konzept einer eigenen Rubrik mit Verlinkungen zu interessanten Beiträgen anderen Medien aufgegriffen, darunter das Magazin Hintergrund sowie der Journalist Norbert Häring. Mit einer etablierten Tageszeitung, die ähnliche Pläne hat, stehen wir gerade beratend in Kontakt. Das Konzept selbst haben wir bei unserer Gründung 2020 von den NachDenkSeiten übernommen und insoweit verändert, als wir die Empfehlungen gut sichtbar auf der Startseite veröffentlichen, die Quelle stets voranstellen und uns um ein breites Meinungsspektrum bemühen.
Redaktionelle Unabhängigkeit
15 Prozent unserer Leser haben uns 2023 auch finanziell unterstützt – was weiterhin unsere einzige Existenzgrundlage ist. Multipolar bleibt werbefrei – trotz regelmäßig eingehender Angebote von PR-Agenturen, doch Anzeigen oder „sponsored content“, also mehr oder weniger verdeckte Werbung zu veröffentlichen. Auch unsere Buchempfehlungen lassen wir uns nicht von Verlagen oder anderen honorieren.
Unsere Redaktion wahrt ihre Unabhängigkeit. Weder sind wir durch Zuwendung oder Entzug von Werbegeldern lenkbar, noch abhängig von einzelnen wohlhabenden Unternehmern oder „Philanthropen“. Wir haben nachgerechnet: Im vergangenen Jahr kamen unsere Einnahmen zu 91 Prozent aus Kleinspenden bis zu einer Höhe von 10 Euro im Monat. Es ist somit die breite Masse der Leser, die Multipolar trägt, stabil, aber weiterhin auch knapp kalkuliert. Im vergangenen Jahr hielten sich Einnahmen und Ausgaben in etwa die Waage.
Unsere meistgelesenen Artikel 2023
Das größte Leserinteresse fanden im vergangenen Jahr nahezu ausschließlich Texte, die sich um eine Aufklärung der Corona-Krise bemühen, deren Auswirkungen viele Medien und nahezu der gesamte Politik- aber auch Kulturbetrieb eher mit einem achselzuckenden „war da was?“ beziehungsweise „schön, dass es vorbei ist“ bewenden lassen zu wollen scheinen.
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„Diesen Stein will keiner ins Rollen bringen“ (190.000 Aufrufe) – Dieses Interview machte einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, dass Pfizer zwei unterschiedliche Verfahren nutzte, um die Corona-Präparate herzustellen: Ein teures, das im Zulassungsverfahren zur Anwendung kam, und ein billiges, das zu verunreinigten Injektionen und einer massiv erhöhten Zahl schwerer Nebenwirkungen führte. Der so erzeugte Stoff wurde an die übrige Weltbevölkerung verimpft. Unser als Text veröffentlichtes Interview mit Florian Schilling wurde anschließend auch als Podcast von Radio München ausgestrahlt (weitere 120.000 Aufrufe) und führte zu einer Folgeberichterstattung mehrerer Medien, darunter einem TV-Beitrag im öffentlich-rechtlichen Rundfunk (der mittlerweile vom Sender zensiert wurde).
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Warum hat Putin die Ukraine angegriffen? (126.000 Aufrufe) – Der langjährige Schweizer Geheimdienstanalyst Jaques Baud schildert hier, was im Detail im Januar und Februar 2022 passierte. Die Erzählung vom unmotivierten Angriff Putins, der lediglich imperiale Ziele verfolge, bekommt durch Bauds präzise, quellengestützte Analyse tiefe Risse.
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Was steckt hinter dem Pandemievertrag? (91.000 Aufrufe) – Elke Schenk hat nüchtern und sachkundig zusammengetragen, worum es beim geplanten Pandemievertrag der WHO geht – Pflichtlektüre insbesondere für Politiker und Journalisten.
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Offizielle Zahlen: Hohe Impfquote korreliert mit hoher Sterblichkeit (88.000 Aufrufe) – Diese Untersuchung von Stefan Homburg beweist keine Kausalität, macht aber – vor allem im Kontext mit dem unten folgen Beitrag – mehr als nachdenklich.
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Sterblichkeit und Impfung: amtliche britische Zahlen zeigen eine Katastrophe (86.000 Aufrufe) – Florian Schilling hat im März 2023 die britischen Daten unter die Lupe genommen. Fazit: Zu keinem Zeitpunkt und in keiner Altersgruppe finden sich signifikante Belege für eine geringere Gesamtsterblichkeit Geimpfter. Im Gegenteil führte die staatliche Impfkampagne fast von Beginn an zu einer höheren Gesamtsterblichkeit der Geimpften, die zudem mit der Zeit ansteigt und um so höher ausfällt, je jünger die Geimpften sind. Auswirkungen und Reaktionen zu dieser mehr als brisanten Analyse, die auf offiziellen Zahlen beruht und deren Inhalt bislang niemand in Zweifel zog: Keine.
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Geburtenrückgang und Impfung: mögliche Zusammenhänge (80.000 Aufrufe) – Auch dieser im Juli 2023 erschienene, zurückhaltend formulierte und sachlich fundierte Text von Florian Schilling führte zu keinerlei Folgeberichterstattung, geschweige denn einer Reaktion von Behörden. Auszug: „Die Bevölkerungspyramide verändert sich derzeit so tiefgreifend wie zuletzt im Zweiten Weltkrieg: Zu beobachten ist einerseits eine hartnäckige Übersterblichkeit, andererseits ein drastischer Rückgang der Geburten. Ein Zusammenhang zur Corona-Impfung ist, Dementis zum Trotz, wissenschaftlich plausibel.“ Der Beitrag fasst den aktuellen Stand der Forschung zusammen und beschreibt mögliche Schadmechanismen. Bemerkenswert: Die Faktenchecker von ARD bis dpa, sonst schnell zur Stelle, meiden Schillings vielgelesene Analysen auffällig – was auch für den folgenden Beitrag gilt.
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Wie das Statistische Bundesamt die Zahlen zur Übersterblichkeit verfälscht hat (70.000 Aufrufe) – Marcel Barz beschreibt hier, wie das dem Innenministerium nachgeordnete Amt offenbar wider besseres Wissen eine Methode verwendete, die zu falschen Zahlen führte und damit half, die Lockdown-Politik zu rechtfertigen. Wie sich zeigt, war 2020 in Deutschland tatsächlich eines der Jahre mit den historisch niedrigsten Sterberaten. Zudem hat Barz amtliche Zahlen ausgewertet, die belegen, wie seit 2021 – zeitgleich zum Start der Massenverabreichung der mRNA-Präparate – eine Trendumkehr einsetzt und die Sterberaten wieder ansteigen, insbesondere bei den relativ jüngereren und mittleren Altersjahrgängen.
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Das Corona-Laborvirus: Die unbequeme Wahrheit kommt ans Licht (68.000 Aufrufe) – Heimo Claasen, journalistisches Urgestein und früher Filmautor für ARD und Arte, hat hier für Multipolar Dokumente ausgewertet, die zeigen, wie präzise und zielgerichtet amerikanische Wissenschaftler in den Jahren vor 2020 an krankmachenden Coronaviren forschten. Die Papiere machen auch klar, wie die Forscher, die vom US-Chefepidemiologen Anthony Fauci staatliche Gelder erhielten, ihre Arbeit nach China auslagerten, um einen Forschungsstopp in den USA zu umgehen.
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Impfnötigung und individuelles Selbstbewusstsein – ein Erfahrungsbericht (68.000 Aufrufe) – Dieser unter Pseudonym verfasste Bericht einer Lehrerin entstand über einen Zeitraum vieler Monate, angeregt durch unsere Redaktion, nachdem wir von den Erlebnissen der Lehrerin als einzige Ungeimpfte an ihrer Schule erfahren hatten. Corona war auch ein Charaktertest und der schwierige, oft an die Substanz gehende Umgang mit dem gesellschaftlichen Druck eine höchst individuelle Angelegenheit. Die Lehrerin schildert ihren eigenen sehr privaten und wechselvollen Bewusstwerdungsprozess – und geht dabei auch der größeren Frage nach, wie es möglich ist, dass die Gesellschaft durch interessengeleitete Autoritäten in dieser Weise beeinflusst werden kann. Diese Frage beleuchtete im vergangenen Jahr auch unsere Autorin Julia Weiss, insbesondere mit Blick auf die Evolutionsbiologie.
Die Corona-Krise war nicht zuletzt ein riesiges Geschäft. Wer profitierte von der Massenverabreichung der Präparate am meisten? Multipolar hat im September die Höhe der Milliardengewinne der größten Profiteure in Deutschland recherchiert und die Namen genannt.
Unser Magazin griff im vergangenen Jahr aber auch zahlreiche andere Themen auf, so die interessengeleitete Logik der Energiepolitik, die Gefahren der Digitalisierung der Stromnetze, die – wieder zunehmend übersehenen – Risiken der Atomenergie oder auch die global umwälzende Wirkung des Wertverlustes des US-Dollars (englische Übersetzung hier). Weitere Artikel beleuchteten wenig bekannte Zahlen zur Migration, die historisch langen Linien der Russophobie (englische Übersetzung hier), die im Hintergrund der aktuellen antirussischen Politik des Westens stehen, sowie die ebenfalls selten beleuchtete sich derzeit ändernde Rolle Afrikas im Weltgefüge.
Abseits der großen Politik blickten wir auf die Chancen der Permakultur, die Bewegung der Freilerner sowie eine überfällig erscheinende Differenzierung bei der Bewertung von Routine-Impfungen von Kindern. Auch dort gibt es Schattenseiten, die weitgehend tabuisiert sind – zum Schaden der Kinder und zum Nutzen der Hersteller.
Medien: Mehr Zusammenarbeit
Während die gesellschaftlichen Krisen sich in den vergangenen Jahren rasant ausweiteten, vergrößerte sich auch das Feld der oppositionellen Medien, die weiterhin klein, aber inzwischen zahlreich vorhanden sind. Die folgende Grafik zeigt die Reichweite ausgewählter etablierter und oppositioneller Onlinemedien, Stand 2021. Dieses Jahr markierte den Höhepunkt der Corona-Krise, welche die Medien klarer in zwei Lager schied, als das zuvor oder danach der Fall war. Daher eignet sich dieses Jahr gut für einen Blick auf das, was der Mainstream gern „Alternativmedien“ nennt – ein an sich unsinniger Begriff, da Medien ihrem Wesen nach immer Vermittler von Informationen sind, wozu es keine wie auch immer geartete „Alternative“ gibt. Der Begriff „oppositionelle Medien“ erscheint treffender.
Reichweite ausgewählter Onlinemedien 2021, Größe der Kreise stellt Anzahl der monatlichen Nutzer dar, Zahlen: Similarweb, Grafik: Multipolar
Über die Zuordnung der „Welt“ und der „Berliner Zeitung“ zur Opposition ließe sich sicher streiten. Sie erfolgte aufgrund der regelmäßigen, substanziellen, regierungskritischen Recherchen beider Zeitungen zur Corona-Politik, die sie vom übrigen Mainstream unterschied. Die „Bild“ als weitaus größter Akteur im deutschen Medienmarkt (2021 etwa 30 Prozent größer als t-online) fehlt in der Grafik, aufgrund ihrer stark schwankenden, inkonsistenten journalistischen Herangehensweise in der Corona-Krise.
Abseits solcher Details zeigt die Grafik – und darum wurde sie hier eingefügt – die tatsächliche, eher marginale Größenordnung und Wirkmacht der medialen Opposition. Diese Schwäche könnte auch mit ihrer Arbeitsweise zusammenhängen. Bislang konzentrieren sich die hier versammelten Medien darauf, jedes für sich Missstände zu benennen und Stimmen Gehör zu geben, die im Feld der Leitmedien keinen Platz finden. Ein notwendiger nächster Schritt sollte aus Sicht unserer Redaktion nun die journalistische Zusammenarbeit dieser Medien sein. Es bringt wenig, wenn jeder isoliert Dinge aufdeckt, die dann kein Kollege aufgreift und weiterverfolgt. Gerade mit Blick auf die Aufarbeitung der Corona-Krise dürfte es für oppositionelle Medien essentiell sein, sich als Gruppe zu begreifen.
Das heißt konkret: Wenn ein Medium Relevantes recherchiert hat, sollten andere darüber berichten und ihrerseits ergänzend bei Behörden oder den jeweiligen Akteuren nachhaken. Nötig ist aus unserer Sicht ein stärker nachrichtenjournalistisch geprägtes Vorgehen, bei dem Journalisten konkrete Sachverhalte ernsthaft recherchieren und nüchtern berichten. Solche weniger weltanschaulich geprägten Texte sind allen Lesern von Nutzen und können von anderen Medien dann auch leichter aufgegriffen werden. Multipolar wird einen Schritt in diese Richtung gehen. In Kürze werden wir eine neue Rubrik starten, in der regelmäßig knappe, sachliche Meldungen im Stil einer Nachrichtenagentur veröffentlicht werden. Dort soll auch über Recherchen anderer Medien berichtet werden. Die Meldungen sollen von anderen Portalen dann frei übernommen werden dürfen.
Journalisten etablierter Medien, die Relevantes recherchieren und veröffentlichen wollen, bei ihren Arbeitgebern aber auf Schranken stoßen, sind uns außerdem weiterhin als Gastautoren willkommen. Multipolar zahlt – vielen Kollegen vielleicht nicht bekannt – seit jeher ein faires und auskömmliches Artikelhonorar, das über den branchenüblichen Sätzen liegt. Recherche wird bei uns angemessen honoriert.
Zum Abschluss möchten wir uns bei allen Lesern bedanken, besonders bei denen, die uns schon seit Jahren die Treue halten. Der gesellschaftliche Wandel ist, wie sollte es anders sein, ein langer Weg – und gemeinsam mit Ihrer Hilfe haben wir vor, ihn noch eine Weile zu begleiten. Wie gewohnt zum Jahreswechsel, verabschieden wir uns aber zunächst in eine zweiwöchige Redaktionspause. Wir wünschen allen Lesern frohe Weihnachten und ein tatkräftiges neues Jahr mit Impulsen von Bürgern und von Medien, die ihre Potenziale klug nutzen.
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